Rezension Rezension (4/5*) zu Robinsons Tochter von Jane Gardam.

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Polly Flint, eine starke, unbeugsame und außergewöhnliche Frau

Eine junge Frau, Polly Flint, oder Robinsons Tochter, versucht im frühen 20. Jahrhundert in England möglichst selbstbestimmt ihr Leben zu leben und bezahlt natürlich einen Preis dafür. Gesellschaftskritisch betrachtet die Autorin die Rolle der Frau in diesem Buch. Mit einem etwas blitzenden Auge. Denn obwohl Polly Flint schon ein recht starkes Wesen hat, bleiben ihr dennoch bestimmte Dinge verwehrt, manche Wege sind nicht für sie begehbar. Wunderbar und absolut passend und auch ungemein auflockernd ist hier der trockene britische Humor von Jane Gardam. Ohne diesen Humor wäre die Lebensgeschichte der Polly Flint wohl etwas zu düster geraten. Polly Flint verliert früh ihre Eltern, gerät in Pflegefamilien und später kommt sie zu ihren Tanten Mary und Frances in das Gelbe Haus am Meer. Die Tanten sind fromm, aber eben auch eigenbrötlerisch. Und ebenso wie Polly ihre Tanten kennenlernt, wird auch ihre Liebe zum Lesen entwickelt. Und ein Buch beginnt eine Wichtigkeit in Pollys Leben zu bekommen, eine Wichtigkeit, die mich beim Lesen etwas bedrückt hat. Robinson Crusoe! Denn die einsame Insel Robinsons ist auch Polly bekannt. Sie verlässt diese einsame Insel eigentlich auch nie ganz, denn die Vergänglichkeit von allem ist ihr sehr früh bewusst geworden, musste ihr früh, zu früh bewusst werden und eine gewisse Abschottung kann auch ganz hilfreich sein, hilfreich, aber auch einengend. Trotzdem ereilen Polly natürlich weitere Prüfungen,. Abschiede gehören zu Pollys Leben, aber auch Liebe und Enttäuschung, wie auch eine schwere Depression, doch Freundschaft und ihre Liebe zur englischen Literatur werden ein Rettungsanker. Und Pollys Leben bekommt neue Wendungen. Dennoch empfand ich das Buch als etwas distanziert und kühl geschrieben, erst weit am Ende kommt noch etwas Gefühl in mir auf. Und dies ist für mich der Grund, diesem Buch den letzten Stern zu verwehren. Aber das Leben von Polly Flint ist für mich ein Vier-Sterne-Buch und das ist doch auch etwas!