Rezension Rezension (4/5*) zu Piccola Sicilia: Roman von Daniel Speck.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Toleranz zwischen Muslimen, Christen und Juden, keine Fiktion, s

Als ich dieses Buch anfing, habe ich nicht im mindesten geahnt was dieses Buch mit mir macht. Vielleicht kam es auch gerade zur richtigen Zeit. C'est la vie oder Mektoub. Nun ja. aber zurück zum Buch.

Zum Inhalt: Dieses Buch ist in zwei Erzählsträngen aufgebaut, einmal befinden wir uns in der Vergangenheit und einmal im Jetzt. Der Teil, der in der Vergangenheit angesiedelt ist, beginnt in Tunis und zeichnet ein kulturell zusammengewürfeltes Leben. Es ist 1942 und die ehemaligen Ureinwohner: einheimische Araber und arabische Juden, Nachfahren der von der iberischen Halbinsel kommenden jüdischen Sephardim und die eingewanderten Europäer: Italiener, Franzosen und europäische Juden leben in einem bunten Gemisch tolerant und in einem Miteinander zusammen. Es ist ein interessantes Leben, was da gezeichnet wird; die Geschichte präsentiert uns etwas, was die Polemiker der heutigen Zeit leugnen. Muslime, Juden und Christen leben friedlich und einander duldend und achtend nebeneinander her. Ja: "Wer etwas will, wird Wege finden." (nach Willy Meurer) Im Mittelpunkt des Geschehens steht die italienischjüdische Familie Sarfati: Dottore Albert Sarfati und seine Frau Mimi, deren Sohn Victor und die adoptierte Yasmina, sehr warmherzig gezeichnete Charaktere und deren Leben in Tunis. Und in dieses Szenario wird der Krieg getragen und es wird alles verändert, durch den Druck auf die Bevölkerung schwindet der Zusammenhalt und das bunte Gemisch zerfällt. Mit den Deutschen kommt auch der Kameramann Moritz Reinecke nach Tunis und durch einen Zufall kommt er in den Kontakt mit der Familie Sarfati. Der Teil, der im Jetzt angesiedelt ist, spielt in Sizilien. Archäologen suchen den Rommel-Schatz und Angehörige ihre damals im 2 Weltkrieg verschollenen Verwandten. Hier im Mittelpunkt steht die gerade frisch von ihrem Mann getrennte Nina Zimmermann, nach Hinweisen zum Verbleib ihres Großvaters suchend und Joelle, eine charismatische und Geschichten erzählende Musikerin.

Die Geschichte ist in einer einfachen, wie auch interessanten, eine den Leser in den Bann ziehenden Sprache geschrieben. Es ist ein allzu deutlicher Sog spürbar, man kann das Buch ganz schlecht wieder weglegen. Trotzdem kommt das Geschriebene manchmal doch etwas plakativ daher, aber ein Glück nur manchmal, meistens ist es gespickt von Lebensweisheiten, die mich sehr nachdenklich haben werden lassen. Wunderbare Dinge kommen zur Sprache, über die man sinnieren kann. Es geht um die wundervolle Liebe mit ihren Irrungen und Wirrungen und ihre Kraft. Es geht um verschiedene Kulturen und ihre Arten das Leben zu sehen und zu leben. Und auch um Prägungen, wieviel Einfluss wir auf unsere Liebsten haben oder haben wir diesen überhaupt. Und es geht auch um den eigenen Einfluss auf das eigene Leben, nicht im Negativen zu verharren, nicht stehen zu bleiben. Es geht aber auch um nicht so schönes, wie etwa was Nationalismus angerichtet hat und anrichten kann oder was ein Klima der Denunziation mit Menschen macht oder was Entwurzelung oder Entfremdung mit Menschen machen können. Und das alles mit einer schönen Wortwahl, einem schönen Sprachklang. Eigentlich dachte ich das Buch gehört zur Unterhaltung, nach dem Lesen des Buches bin ich mir aber nicht mehr so sicher. Mir hat das Buch sehr gefallen. Lest es und entscheidet selbst.