Rezension (4/5*) zu Nur hier sind wir einzigartig von Christine Avel

Literaturhexle

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2. April 2017
19.442
49.883
49
Sommermärchen und Erwachsenwerden


Es wirkt fast unglaubwürdig, wird aber doch sehr authentisch erzählt. Eine griechische Insel ist für ein paar Familien das alljährlich wiederkehrende Urlaubsdomizil. Die Unterkünfte sind einfach, denn die Eltern arbeiten als Archäologen und führen Ausgrabungen durch. Die Kinder rund um Niso, Zac und Evi sind sich meistens selbst überlassen. Sie stromern über die Ausgrabungsstätte, erkunden benachbarte Dörfer, machen weitere Bekanntschaften mit Einheimischen oder gehen im Meer schwimmen. Sie erleben starke Kameradschaft und im Laufe der Jahre auch Eifersucht und erste Lieben. „Unser Leben beginnt und endet hier. Hier verbringen wir zwei oder drei Monate im Jahr; das restliche Jahr existiert kaum.“ (S. 7) Entsprechend wird auch nur von diesen Sommern in ruhigem Erzählfluss berichtet.

Es geht natürlich um die verschiedenen Erlebnisse der Gruppe, um Mutproben, Beobachtungen, Streitereien und Konflikte. Die Erwachsenen spielen kaum eine Rolle. Sie lassen den Nachwuchs völlig frei gewähren. Dadurch erscheint der kleine Roman fast schwerelos, fast wie nicht von dieser Welt. Für die Kinder ist diese Insel das Paradies, heimische Probleme oder Schulsorgen finden keine Erwähnung. Die Eltern scheinen sich im Grunde ähnlich zu fühlen, denn mit der Zeit wird deutlich, dass die zeitaufwändigen Ausgrabungen wenig effektiv sind und mehr der Passion und dem Zeitvertreib dienen. Zu dieser von Alltagsgeschäften losgelösten Atmosphäre passt der poetisch-warme Ton der Autorin. Obwohl kein wirklicher Spannungsbogen existiert, liest man doch gerne weiter. Die Sommer sind immer andere, die Erlebnisse ähneln sich. Das ändert sich erst mit Eintritt der Pubertät. Dann treten neue Gefühle auf den Plan, die ehemalige Leichtigkeit ist dahin…
Der Roman fasziniert durch seine Sprache, durch die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, durch die sanfte Melancholie, die die Erzählerin begleitet. Ein Buch für den Sommer und für alle Freunde ruhiger, leichter und doch tiefgängiger Geschichten vom Erwachsenwerden. Die Übersetzung aus dem Französischen von Christine Amman verlangt größten Respekt.

Lesenswert!


 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Na ja, sie verlieren an Bedeutung. Es gibt eine neue Ausgrabungsstätte. Irgendwie so war es. Das Buch ist schon sehr lange her. Ich las es als Ebook, hatte noch eine Rezi-Pflicht, der man bei diesen Schweinetemperaturen gut nachgehen kann.
 
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