Rezension Rezension (4/5*) zu Night School. Du darfst keinem trauen.: Band 1 von C.J. Daugherty.

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Achtung, Achtung - KEINE Vampire!

Ich habe lange geglaubt, \"Night School\" sei ein Vampirroman, und ich denke, das geht vielen Menschen so. Aber weit gefehlt: es ist ein komplexer, intelligent geschriebener Jugendthriller voller unerwarteter Wendungen, aber ganz ohne paranormale Wesen. Trotzdem denke ich, dass das Buch durch seine stimmungsvolle, rätselhafte Atmosphäre auch Fans von Fantasyromanen ansprechen kann!

In meinen Augen ist die Geschichte sehr originell und vor allem unheimlich spannend. Die Autorin lässt den Leser lange verwirrt im Dunkeln tappen, gibt ihm immer nur hier und da ein klitzekleines Teilchen des Puzzles... Lange hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie diese Teilchen zusammenpassen sollten und was tatsächlich hinter all den mysteriösen Vorfällen und den merkwürdigen Regeln des Internats steckt - und das fand ich super!

Die Geschichte hat mich schon im ersten Kapitel gepackt und dann bis zum Schluss nicht mehr losgelassen, weil ich unbedingt wissen wollte: was, um Himmels willen, ist denn nun diese \"Night School\"?! Und sind das die Guten oder die Bösen?

Allie, die jugendliche Protagonistin, hat ihren Bruder verloren und in ihrer Verzweiflung und Wut darüber dermaßen heftig rebelliert, dass sie direkt aus zwei Schulen rausgeschmissen wurde. Deswegen schicken ihre Eltern sie jetzt auf das Internat Cimmeria, worüber sie erstmal alles andere als begeistert ist. Strenge Regeln, kein Internet, kein Telefon?! Super.

Allerdings dauert es nicht lange, bis sie sich merkwürdig heimisch fühlt auf Cimmeria - als wäre sie endlich an dem Ort angekommen, wo sie hingehört. Das ging mir für einen zornigen, rebellischen Teenager ein wenig zu schnell... Aber gut, vielleicht hat sie ja genau diese Art von Umgebung gebraucht. Allie war mir jedenfalls sehr sympathisch. Sie ist clever und einfallsreich, mutig und entschlossen, und sie hat das Herz einfach am rechten Fleck.

Auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen; sie sind vielschichtig und interessant geschrieben, und man weiß nie so recht, wem man trauen kann - da passt der Titel perfekt.

Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, und leider ist die dann doch eher klischeehaft: da gibt es den Bad Boy Carter, und den charmanten französischen Austauschschüler Sylvain. Beide sind der Traum aller Mädchen, aber natürlich wollen beide nur Allie.

Ja, eine Dreiecksgeschichte, leider...

Außerdem war ich mir ziemlich schnell sicher, dass einer davon mit Sicherheit nicht das ist, was er zu sein scheint, dementsprechend war ich dann auch nicht überrascht, als er seine wahre Natur zeigte.

Was mich aber am meisten gestört hat: einer der beiden tut etwas, was absolut nicht in Ordnung ist. Und Allie ist auch erstmal geschockt, empört und enttäuscht, verzeiht ihm aber relativ schnell wieder, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, und was meiner Meinung nach auch eine bedenkliche Botschaft für junge Leserinnen aussendet.

Die ein oder andere Sache erschien mir nicht hundertprozentig logisch oder schlüssig. So steht in den Regeln von Cimmeria sinngemäß: Es gibt etwas, das sich \"Night School\" nennt, aber da dürfen nur ausgewählte Schüler mitmachen. Wenn du nicht dazu gehörst, darfst du auch nichts über die \"Night School\" wissen; du darfst nicht mal Fragen dazu stellen, sonst fliegst du raus!

Gibt es eine sicherere Methode, Schüler neugierig zu machen, als zu sagen: hier gibt es etwas, das du auf gar keinen Fall wissen darfst? Es macht keinen Sinn, das überhaupt in den Regeln zu erwähnen! Man könnte die auserwählten Schüler einfach klammheimlich zur Seite nehmen, oder?

Aber die Ungereimtheiten waren in meinen Augen meist eher unbedeutend, im Großen und Ganzen fand ich die Geschichte schlüssig und logisch.

Der Schreibstil ist eher einfach, liest sich aber sehr unterhaltsam und locker-jugendlich runter. Die Autorin ist großartig darin, mit eher schlichten Worten eine dichte Atmosphäre zu erzeugen!

Fazit:
Eine Internatsgeschichte ganz ohne Vampire oder Zauberer, dafür aber mit dunklen Geheimnissen, zwiespältigen Charakteren - und Mord. Ich fand die Geschichte originell und hochspannend, die Charaktere interessant, und auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Nur die Liebesgeschichte konnte mich leider nicht so recht überzeugen, das Buch hat mir aber dennoch sehr viel Spaß gemacht.

 

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