Rezension Rezension (4/5*) zu Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten von Martin Schörle.

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30. April 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten von Martin Schörle
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Theater zum Lesen, recht gelungen

Bei dem ersten Theaterstück handelt es sich um einen Monolog von Hans Fredenbek. Er ist der Prototyp des klischeebehafteten Beamten, uneffektiv und penibel. Schon gleich sah ich vor meinem geistigen Auge Heinz Erhardt in seiner Paraderolle als “Willi Winzig” in seinem muffigen, fensterlosen Büro sitzen.

Obwohl verheiratet, scheint sein zuhause im Büro zu liegen. Denn man merkt ihm seine Überidentifikation mit seinem Beruf direkt an. So löst ein Radiergummi, der nicht an seinem vorgeschriebenen Platz liegt, eben diesen Monolog aus, in dem Hans Fredenbek dem Leser bzw. Zuschauer seine Weltanschauungen darstellt.

Hierbei kommt Fredenbek nicht nur von Hölzchen auf Stöcken, wie man in unseren Breiten gerne sagt, sondern auch seine Stimmungsschwankungen unterliegen keinen Gesetzmäßigkeiten. Vielmehr sind sie unvorhersehbar und reissen den Leser durch die cholerischen Ausbrüche mit und vermögen es ebenso, die leisen, nachdenklichen Töne zu transportieren.

Durch diese Wechselwirkung, die auch mit dem entsprechenden Wortwitz ausgestattet ist, hat Martin Schörle eine sehr lesenswerte Tragikomödie geschaffen, die aufgrund ihrer Länge allerdings eine Herausforderung für einen Schauspieler darstellen dürfte. Da Heinz Erhardt nun nicht mehr verfügbar ist, könnte ich mir hier auch bestens Markus Veith vorstellen.

“Einladung zum Klassentreffen”

Hier erlebt der Leser/Zuschauer, wie Carsten seine verflossene Jugendliebe Marina nach 20 Jahren zu einem Klassentreffen einladen möchte. Er kontaktiert sie per Telefon und erwischt sie im IC auf dem Heimweg.

Der Dialog, der hierbei entsteht, wirkt recht lebensnah und sorgt somit dafür, dass man mit den Protagonisten mitfühlt. Trotz der Rückblicke in beider Vergangenheiten, die nicht immer recht freudvoll waren, ist dieser Dialog recht kurzweilig und lässt den Leser/Zuschauer mitunter ein Stück weit bangen, ob die beiden nun am Schluss zueinander finden werden.

Fazit: Auch wenn beide Stücke recht unterschiedlich sind, ist es Martin Schörle gelungen, die Leser sehr gut zu unterhalten und man bekam beim Lesen unweigerliche Lust darauf, diese Stücke auch einmal auf der Bühne zu erleben. Insofern gibt es von mir eine klare Leseempfehlung, die sich nicht nur auf diejenigen erstreckt, die Theaterstücke gern in Schrftform lesen.