Rezension Rezension (4/5*) zu Nach Mattias von Peter Zantingh.

Anjuta

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8. Januar 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Nach Mattias von Peter Zantingh
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Roman in Erzählungen

In „Nach Matthias“ erzählt Peter Zantingh auf sehr ungewöhnliche Art und Weise, welche Spuren ein Mensch hinterlässt und wie das Leben ohne ihn bei Familienangehörigen, Freunden, Bekannten weitergeht.
Es braucht nicht die Information im Text, um zu wissen, dass es in diesem Buch um einen Verstorbenen geht. Der Titel „Nach Matthias“ lässt da wohl schon keine Fragen mehr offen. Offen aber bleibt die Frage fast bis zum Schluss dieses Erzählungsromans, wie und warum Matthias aus dem Leben schied. Der Roman dann ist eine Folge von einzelnen Erzählungen, die jeweils aus der Perspektive und über eine Person erzählt wird, die in irgendeiner Form mit Matthias während seines Lebens verbandelt war. Das sind ihm so enge Personen wie etwa seine Partnerin, sein bester Freund oder auch seine Mutter, aber auch Personen, die ihn (fast) gar nicht kannten, wie etwa der Vermieter eines Ferienhauses oder die Mutter des Attentäters. Diese bunte Mischung von Personen begleitet Zantingh über eine kurze Zeitperiode hinweg, zu einer Zeit als Matthias Tod erst kurze Zeit vergangen ist. In den einzelnen „Erzählungen“ berichtet er weniger von Trauer über den Tod eines Menschen (Matthias), sondern viel mehr über das Weiterleben dieser Personen. Das macht für mich die Stärke dieses Buches aus, dass es den Tod von seiner zwar zutiefst traurigen Seite her betrachtet, aber vor allem auch von der Seite des Lebens her einen Blick auf ihn wirft. Dabei vermittelt er dem Leser sprachlich und stilistisch sehr treffend formulierte Einsichten in das Leben und die Analyse über dasselbe.
„Wir saßen auf der äußersten Spitze der Maslow’schen Pyramide und hatten trotzdem noch die Stirn, die Fotos von der Aussicht mit einem Instagramm-Filter aufzuhübschen. Unsere Eltern waren zusammengeblieben und wohnten in Häusern, die wie selbstverständlich von Jahr zu Jahr mehr wert wurden.“
Über Matthias Tod erfahren wir dann zum Schluss des Romans: Er ist erschossen worden von einem Amokläufer, wahllos und zufällig. Dieser Zufall also ist Ausgangspunkt für den Roman „Nach Matthias“.
Mein Fazit:
Ist „Nach Matthias“ überhaupt ein Roman?, habe ich mich immer wieder gefragt und ihn dann für mich einen Roman in Erzählungen genannt. Dabei ist nicht jede Erzählung, ist nicht jeder Teil des Romans von gleicher Güte. Einige haben sowohl einen engen Zusammenhang zu dem Thema und dem „roten Faden“ des Romans als auch einen sprachlichen Tiefgang, der das Denken über den Tod oder Vielmehr darüber: ‚Welche Spuren hinterlässt der Mensch mit seiner Lücke?‘ sehr stark anreizt. Bei anderen aber, fehlt ohne der einigende Titel der Erzählungen jeglicher Zusammenhalt und Verbund mit dem Roman und das von mir oben formulierte Thema findet dadurch auch nur in sehr eingeschränktem Maße statt. Dadurch erscheint mir der Roman an einigen Stellen etwas willkürlich und beliebig. Was aber bleibt ist die gut getroffene Anregung zu tiefem Nachdenken über ‚Was bleibt?‘ und dafür geben ich dem Buch sehr gerne 4 Sterne.



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