Rezension Rezension (4/5*) zu Mord nach Strich und Faden: Kate Shackleton ermittelt (Kate-Shackleton-Krimis,.

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Mord nach Strich und Faden von Frances Brody
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Kate Shackelton ermittelt

Kate Shackelton mag sich mit ihrem Status als Kriegswitwe nicht abfinden. Sie klammert sich an die Hoffnung, dass die Leiche ihres Mannes nach einem Angriff nicht gefunden wurde und geht jeder Spur nach. Dabei hat sie ein gewisses Geschick entwickelt und konnte mancher Leidensgenossin Gewissheit verschaffen, nur ihr selbst blieb der Trost verwehrt.

Ein Brief der Freundin Tabitha Braithwaite bringt eine neue Herausforderung. Ihr Vater wird ebenfalls vermisst, allerdings nicht als Kriegsfolge, sondern er verschwand nach einem missglückten Suizidversuch aus der Klinik. Tabitha möchte nun heiraten und ihr sehnlichster Wunsch ist es, vom Vater an den Altar geführt zu werden.

So macht sich Kate auf den Weg nach Bridgestead, einem Städtchen das seinen Reichtum den Webereien verdankt. Auch den Braithwaites gehört eine große, erfolgreiche Weberei und die Familie konnte ihren Reichtum auch nach dem Krieg bewahren. Schnell wird Kate aber klar, dass Mrs Braithwaite mit der Suche überhaupt nicht einverstanden ist und auch die Recherche in der Fabrik wird für sie als Frau sehr schwierig werden. Ein Glück, dass ihr Vater, ein pensionierter Kriminalbeamter, ihr Sykes zur Seite stellt. Sykes ist schweigsam, hat seinen Polizeidienst freiwillig quittiert und ist froh wenigstens für einige Wochen ein regelmäßiges Einkommen zu haben.

Kate Shakelton steht am Beginn einer Detektivkarriere, zumindest ist das der erste Band, dem wohl noch weitere folgen werden. Sie ist eine junge Frau, schon mit einem Fuß in der Moderne angekommen und scheint allmählich die Fesseln, die ihr ihre Gesellschaftsschicht und ihr Geschlecht auferlegen, abzustreifen.
Ihr behutsames Vorgehen schafft Vertrauen, so wird ihr im Gespräch vieles anvertraut, was der Polizei nie aufgefallen ist. Auch im Betrieb sieht sie manche Vorgänge aus einem anderen Blickwinkel. Schnell wird ihr klar, dass es noch eine andere Seite des Mr Braithwaite gibt, Kriegsgewinne durch gehortete Chemikalien vom Feind, rücksichtsloses Gewinnstreben, auch auf Kosten von Mitarbeitern und – besonders kränkend für Mrs Braithwaite – immer wieder Affären.

Mir gefällt der unaufgeregte, aber trotzdem sehr flüssige Stil und so viel an Hintergrundwissen über die Nachkriegszeit in England einfließt. Das war schließlich der Beginn einer Zeitenwende. Auch die Arbeitswelt war faszinierend geschildert, so eine Weberei war wie der Vorhof zur Hölle: laut, heiß und stinkend. Die Arbeiter waren den ganzen Tag den giftigen Dämpfen und dem Lärm ausgesetzt, auf dem Boden farbige Pfützen, weil sich die Chemikalien im Boden ablagerten.

Ein wenig verschenkt fand ich die Figur des Sykes, der hätte einen guten Gegenpart zu Kate ergeben können, aber leider darf nur er nur einige sehr kurze, wenn auch entscheidende Szenen beleben. Da würde ich mir für einen Folgeband mehr Augenmerk für diesen Protagonisten wünschen.
Der Krimi spiegelt sehr schön die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in England wieder, man spürt schon, dass die alte Gesellschaftsordnung ins Wanken gerät und Kate Shackelton verkörpert das sehr gut. Es ist ein ruhiger Krimi, der sicher eher Leserinnen anspricht und mir gut gefallen hat.