Rezension Rezension (4/5*) zu Miss Blackpool: Roman von Nick Hornby.

Renie

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Buchinformationen und Rezensionen zu Miss Blackpool: Roman von Nick Hornby
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über eine TV-Sitcom im London der 60er

Ein Roman, der vom Glanz der britischen TV Comedy in den 60er Jahren erzählt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Barbara, die an einem Schönheitswettbewerb in ihrem Heimatort Blackpool teilnimmt. Sie gewinnt zwar den Wettbewerb, entschließt sich aber, den Titel nicht anzunehmen, aus Angst davor, auf ihr Aussehen reduziert zu werden und in Blackpool zu versauern. Da sie schon immer von einer Karriere als TV Komikerin geträumt hat, beschließt sie, ihr Glück in London zu versuchen.

\"Barbara wollte aber nicht Königin für einen Tag sein, und auch nicht für ein Jahr. Sie wollte gar nicht Königin sein. Sie wollte ins Fernsehen und die Leute zum Lachen bringen. Königinnen waren nicht lustig, jedenfalls nicht die in Blackpool oder im Buckingham Palace.\"

Barbara - jetzt mit Künstlernamen Sophie Straw - zieht das große Los, als sie bei einem Vorstellungsgespräch um eine weibliche Hauptrolle in einer neuen Comedyserie auf das Drehbuchautorenteam Billy und Tony trifft. Sie sind von Sophie\'s Erscheinung sowie ihrem Witz und ihrer Schlagfertigkeit begeistert. Gemeinsam entwickeln sie eine neue TV Sitcom \"Barbara (and Jim)\", deren Hauptrolle auf Sophie zugeschnitten ist. Die Serie entwickelt sich in den 60er Jahren zu einer Kultserie im britischen TV.

Nach vielen Jahren des Erfolgs, kommt \"Barbara (and Jim)\" jedoch in die Jahre. Der Humor der Serie, der jahrelang ein breites Publikum unterhalten hat, nutzt sich ab. Die beiden Drehbuchautoren gehen getrennte Wege. Die Sendung wird eingestellt. Sophie und der Rest des Teams um \"Barbara (and Jim)\" versuchen, erneut in der TV Branche Fuß zu fassen, werden aber nie wieder den Erfolg haben, den sie mit \"Barbara (and Jim)\" hatten.

Anfangs habe ich mich mit dem Buch schwer getan: Nick Hornby gibt zunächst nicht viel über seine Figuren preis. Die Protagonisten waren für mich kaum zu unterscheiden und noch schwieriger zu beschreiben. Ihnen fehlten die \"Ecken und Kanten\", die mir ermöglich hätten, die Figuren zu charakterisieren. Anfangs irritiert - und vielleicht auch enttäuscht, da ich aus anderen Hornby-Büchern mit intensiveren Charakterstudien verwöhnt bin - hatte ich mit der Zeit jedoch den Eindruck, dass diese Art der Darstellung eigentlich perfekt zur Szenerie des Buches passte: Die Oberflächlichkeit in der Darstellung der Charaktere spiegelt die Belanglosigkeit, die im Unterhaltungszweig der TV Branche vorherrscht, wider. Was zählt, ist, dem Fernsehpublikum zu gefallen. Und das geht nur, indem man sich dem Geschmack des Publikums bedingungslos anpasst und die eigene Persönlichkeit nebensächlich ist.

\"Das Fernsehprogramm besteht schon jetzt in großen Teilen aus Pferderennen und Unterhaltungsshows und Popgruppen, die sich anhören und aussehen wie Höhlenmenschen. Wie wird es in zehn Jahren aussehen? Oder in fünfzig? Ihr macht jetzt schon Witze über Toiletten und Gott weiß was. Wie lange wird es noch dauern, bis ihr beschließt, dass es ganz in Ordnung ist, Leute beim Scheißen zu zeigen, solange es irgendeine Hyäne im Publikum zum Schießen findet.\"

Das Buch ist streckenweise wie eine Sitcom geschrieben. Die Dialoge sind sehr lustig. Die Charaktere liefern sich einen verbalen Schlagabtausch nach dem anderen. Es fehlen eigentlich nur die eingespielten Lacher im Hintergrund, die typisch für eine Sitcom sind.

Der Roman wirkt sehr authentisch, was auch durch Fotos und Abbildungen von Drehbüchern und Filmszenen, die dem Leser in diesem Buch immer wieder begegnen, verstärkt wird. Einige der Charaktere waren tatsächlich als TV Star bekannt. Es gab sogar eine TV-Serie in England namens \"The Royle Family\", deren Hauptfiguren \"Barbara and Jim\" hießen. Diese Serie wurde allerdings von der BBC erst in den 80ern produziert.

Fazit:
\"Miss Blackpool\" hat mich gut unterhalten. Insbesondere der Einblick in die TV-Branche und deren Entwicklung hat Spaß gemacht. Da mir ein bisschen mehr Tiefgang bei der Beschreibung der Charaktere fehlte, ist es leider nicht ganz so gut wie die anderen Bücher von Hornby.

 
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Die Ausführlichkeit mit der wir Leser uns mit der Entwicklung der Serie "Barbara (and Jim)" befassen mussten, war schon ermüdend. Aber insgesamt war der Roman nicht so schlecht, wie ich es erwartet habe.