Rezension Rezension (4/5*) zu Liebe ist die beste Therapie von John Jay Osborn.

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7. Juni 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Liebe ist die beste Therapie von John Jay Osborn
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Protokoll einer Paartherapie

Steve und Charlotte stecken in einer dicken Ehekrise. Steve hatte in der Vergangenheit sehr viel gearbeitet um Teilhaber einer Firma zu werden. Er hatte dabei seine Frau und seine beiden Kinder vernachlässigt. Für Charlotte war das Maß voll, als sich herausstellte, dass ihr Ehemann zu all dem auch noch fremd gegangen war. Sie war aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und hatte nun ihrerseits eine Affäre mit einem Kollegen begonnen.

In dieser Situation starten nun beide eine Paartherapie. Es ist vor allem Steve, der ein Interesse an der Therapie hat, denn er möchte seine Ehe nicht aufgeben. Aber auch Charlotte ist sich unsicher wie es weiter gehen soll und willigt in die Therapie ein.

Im Roman: "Liebe ist die beste Therapie" begleiten wir Leser die beiden Protagonisten auf ihrem schwierigen Weg durch die Ehekrise. Sandy, die Paartherapeutin, erweist sich dabei als kundige Wanderführerin. Wir Leser müssen Steve und Charlotte aber nicht in ihren Lebensalltag oder gar in ihre Vergangenheit folgen. Wir bleiben an einem einzigen Ort: Dem Raum, in dem die Paartherapie stattfindet. In dem Roman gibt es auch keine großen zeitlichen Sprünge. Wir verbleiben fast immer in der Gegenwart der Therapiesitzungen. Gemäß dem Grundsatz bei der Psychotherapie, wonach sich alle Probleme des Klienten im Hier und Jetzt des therapeutischen Prozesses zeigen.
In diesem Fall geht es um verletzte Gefühle, um Probleme eigene Gefühle und Bedürfnisse gegenüber dem Partner zu äußern, um unterschiedliche Vorstellungen von einer guten Beziehung usw. All das wird im Behandlungszimmer in den Gesprächen zwischen Steve, Charlotte und Sandy deutlich. Besonders schön für uns Leser ist dabei, dass wir die Gedanken von Sandy erfahren. Wir wissen also immer warum Sandy genau das sagt was sie sagt. Für Farbe im Behandlungszimmer - und auch im Roman - sorgt ein auffallender Sessel, grün, in einem altmodischen Stil, der immer leer bleibt. Er bietet Projektionsfläche für innere Vorgänge. Z.B. auch für die Therapeutin selbst, die darin die Ehe der beiden imaginiert, als deren Anwältin sie sich versteht. Der Originaltitel des Romans "Listen to the marriage" ist also viel treffender als der deutsche Titel.

Die Sprache, in der die Geschichte erzählt wird, ist leicht und flüssig zu lesen. Der Autor hat offenbar einige Sachbücher über die Dynamik in Beziehungen und über Methoden der Paartherapie gelesen und daraus nun einen unterhaltsamen Roman geschaffen. Keine hoch anspruchsvolle Literatur aber eine sehr gut erzählte Geschichte in Form eines Kammerspiels.




 
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