Rezension Rezension (4/5*) zu Küstenmorde von Nina Ohlandt.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
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Das Grauen in der Urlaubsidylle...

Amrum - Sonne, Watt und Meer, Urlaub und unbeschwerte Tage, Strandwanderung und Wind in den Dünen. Was sonst verbindet man schon mit der herrlichen Urlaubsinsel? Nun, Nina Ohlandt macht die schöne Insel zum Schauplatz zweier grausamer Morde. Am Quermarkenfeuer, dem kleinen Leuchtturm auf Amrum, stirbt ein Mann in einer stürmischen Nacht, kopfüber aufgehängt und vom Wind immer wieder mit dem Kopf gegen das Eisen geschlagen. Kurz darauf wird auch seine Frau tot aufgefunden, nackt an den Boden ihres Schlafzimmers genagelt und mit einem Hammer erschlagen.

John Benthien von der Flensburger Kripo beginnt zu ermitteln. Mit seinem Team mietet er sich in einem kleinen Ferienhaus auf der Insel ein und begibt sich auf Spurensuche. Was anfangs anmutet wie ein hilfoses Stochern im Heuhaufen, offenbart zunehmend Grauenvolles, je tiefer die Ermittler in der Vergangenheit forschen. Beliebt war das Ehepaar bei den Amrumern nicht gewesen - doch die Abgründe, die sich im Laufe der Ermittlungen auftun, hätte wohl niemand vermutet. Als an der dänischen Küste eine weitere Leiche aufgefunden wird, die offensichtlich mit den Amrumer Morden in Zusammenhang steht, ist die Verwirrung komplett.

Eines gleich vorweg: dieser Krimi lässt sich Zeit. Anfangs hatte ich etwas Mühe, mich auf dieses langsame Tempo einzulassen, bis ich mir sagte, dass es zum Lebenstempo auf Amrum und an der Nordsee einfach nur passt. Von Hektik keine Spur, und da sich durch den Bezug der Ferienwohnung die Ermittlungen mit den privaten Anteilen zwangsläufig vermengen, erhält der Hörer auch ausreichend Einblicke z.B. in die Verpflegung und Vorlieben der Kommissare und lernt die verschiedenen Charaktere allmählich etwas kennen. Thomas Piper spricht den Text gediegen und trägt mit norddeutschem Einschlag zum langsamen Tempo der Erzählung noch einmal deutlich bei. Zwischen den einzelnen Kapiteln untermalt ein musikalischer Einschub aus Akkordeon und Meeresrauschen noch die oftmals vorherrschende düster-melancholische Stimmung.

Während es anfangs nur Fragezeichen hinsichtlich des Täters und des Motivs zu geben scheint, tauchen letztlich immer mehr Verdächtige auf, was die Ermittlungen breit auffächern und das Ganze phasenweise etwas unübersichtlich erscheinen lässt. Zusammen mit dem langsamen Tempo war mir das manchmal etwas zu viel des Guten, auch wenn es natürlich zur Verwirrung beitrug. Vor allem im ersten Drittel schienen die 16 Stunden und 59 Minuten des Hörbuchs so kein Ende nehmen zu wollen.

Letztendlich war das Hörbuch für mich aber durchaus unterhaltsam, die Spannung zog die Erzählung in meinen Augen vor allem aus dem Ausloten menschlicher Abgründe. Ruhig und unbeirrt kann man den Ermittlungen folgen - und zwischendurch das Inselflair genießen, das Nina Ohlandt hier so bildhaft schildert, dass man fast glaubt, den Sand selbst zwischen den Zehen zu spüren, das Meer zu riechen, dem Möwengeschrei über den auf den Strand auflaufenden Wellen zu lauschen.

Insgesamt für mich ein gelungener Reihenauftakt um John Benthien von der Flensburger Kripo, der mich neugierig werden lässt auf die weiteren Folgen um den Ermittler.


© Parden

 

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