Rezension Rezension (4/5*) zu Katzenauge: Roman von Margaret Atwood.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Eine mit altem Grauen verbundene Rückkehr

Elaine, eine Malerin, reist nach Toronto, in die Stadt ihrer Kindheit. Einst hatte sie sie verlassen, wegen dem darin erlebten Grauen. Nun kommt sie zurück wegen einer Ausstellung über ihr Werk, ein äußerst interessantes Werk, ein bedeutendes Werk einer irgendwie faszinierenden Malerin. Und zurück sind auch die Erinnerungen.


Erzählt wird in zwei Handlungssträngen, einmal wird das Geschehen um die Ausstellungseröffnung geschildert und zum anderen erfolgen Rückblicke in die Vergangenheit.


Eine Vergangenheit, die es in sich hat! Die junge und mit ihren Eltern und ihrem Bruder etwas zurückgezogen lebende Elaine, die Familie fährt im Sommer in die kanadische Wildnis, die Eltern sind Biologen, lernt die etwas ältere und erfahren wirkende Cordelia kennen. Elaine und ihre beiden bisherigen Freundinnen Grace und Carol bilden schnell mit Cordelia eine befreundete Mädchengruppe. Schnell wird klar, dass das keine Freundschaft ist, die manipulative Cordelia beherrscht bald das Geschehen. Cordelia zieht gekonnt alle Strippen und lenkt die drei ihr nicht gewachsenen Mädchen, dabei geht das Ganze in meinen Augen deutlich über Mobbing hinaus, wird zu einem Psychoterror, dessen Opfer jedoch meist Elaine ist. Bis eines Tages der Bogen überspannt wird und das genannte Gefüge auseinanderbricht. Trotzdem wird natürlich klar, dass das Geschehen Folgen für Elaine haben wird, denn die erlittenen Traumata machen etwas mit ihr. Trotzdem sie die Beziehung zu Cordelia mehr oder weniger erst einmal beendet, spukt Cordelia nach wie vor in Elaines Kopf herum und beherrscht eigentlich ihr weiteres Leben.


Ich habe mich etwas schwer getan mit diesem Buch, das Feuer sprang nicht sofort über. Die Sprache klang so anders, so kühl, so emotionslos, so kalt. Aber hier schaut ja Elaine zurück, Elaine spricht und Margaret Atwood legt in ihr Geschriebenes den Charakter der Elaine und das gelingt ihr geradezu meisterhaft. Aber das wurde mir erst sehr spät klar.


Gleichzeitig ist dieses Buch auch ein Blick zurück, ein Blick zurück in vergangene Zeiten und damit verbunden natürlich eine Gesellschaftskritik. Wie könnte es auch anders sein, es ist schließlich ein Atwood-Buch und die Atwood lässt hier selbst Erlebtes mit einfließen, also was den Blick in eine vergangene Zeit betrifft!


Und ich kann wieder einmal nur sagen, lest dieses Buch, einerseits ein absolut gelungenes Psychogramm einer gepeinigten Seele und andererseits ein gelungener Blick in eine vergangene Zeit und eine darin enthaltene interessante Gesellschaftskritik!