Rezension (4/5*) zu Jahre mit Martha: Roman von Martin Kordić

labbelman

Mitglied
27. Juli 2022
55
16
10
42
Wie sehr kann man sich anpassen?

Ein Junge von Einwanderern, der sich in eine Professorin verknallt, das klang für mich nach enorm spannenden Stoff und etwas musste ich an Bernhard Schlinks "Der Vorleser" denken, auch wenn natürlich Martha sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, aber die Stimmung zwischen den beiden ist ähnlich.

Mir gefiel wie der Autor das Leben zu fünft in einer Zweizimmerwohnung beschreibt, was für viele Menschen in Deutschland immer mehr Lebensrealität wird, weil in den großen Städten einfach nicht genug Wohnraum für alle existiert. Die Kids der Familie schienen trotz aller Einschränkungen zufrieden und machen etwas aus ihrem Leben.

Was mich besonders berührt hat war der Familienzusammenhalt, was man besonders bei der Beerdigung des Opas gespürt hat, wo alle in die Heimat reisen.

Die Beziehung zwischen Martha und Jimmy habe ich fast eher als sehr intensive Freundschaft empfunden und nicht als Liebschaft oder Affäre. Dass Jimmy bisexuell ist, passt in die heutige Zeit und empfand ich als authentisch.

Jimmys Absturz hat mich etwas aus den Socken gehauen, weil ich es einfach nicht nachvollziehen konnte wie man sich mit einem Mal so gehen lassen kann. Zum Glück findet er später seinen Weg, aber wenn er jetzt das Klischee des vermeintlich "typischen Ausländers" gewesen wäre, das hätte mich doch sehr traurig gemacht.

Das letzte Drittel des Buches zog sich etwas und hat mich nicht so enorm fesseln können wie der Beginn.

Fazit: Interessante Einblicke in das Leben eines Gastarbeiterkindes der 90er. Das darf und sollte man lesen!

 
  • Hilfreiche Rezension
Reaktionen: RuLeka

Beliebteste Beiträge in diesem Forum