Rezension Rezension (4/5*) zu Im Wald: Kriminalroman von Nele Neuhaus

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Im Wald von Nele Neuhaus
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Ruppertshain

Einer der Wohnwagen, die auf dem kleinen Campingplatz stehen, fliegt plötzlich in die Luft. Beinahe im ganzen Ort ist das Feuer zu sehen. Die Feuerwehr ist schnell vor Ort und erste Zeugen geben Auskunft. Auch Oliver von Bodenstein ist am Standplatz des Wohnwagens. Seine jüngste Tochter Sophia musste er mitbringen, da sich so schnell nichts anderes für die vorlaute siebenjährige organisieren ließ. Schnell stellt sich heraus, dass in dem verbrannten Fahrzeug jemand umgekommen ist. Es geht nicht nur um Brandstiftung, sondern auch um Mord. Pia Sander und Oliver von Bodenstein werden mit dem Fall betraut. Wenig später stirbt im Hospiz eine todkranke alte Frau.

Für Bodenstein soll es eine besondere Ermittlung werden, schließlich ist er in Ruppertshain aufgewachsen. Er kennt die Menschen, die dort leben. Und das Verschwinden seines besten Freundes in den 1970ern hat er nie vergessen. Nach einer gewissen Überlegung, entscheidet er, dass er Leiter des Dezernates bleiben kann, dass die Todesfälle bearbeitet. Pia Sander ist eine hervorragende Stellvertreterin, die keine Angst hat, ihm zu sagen, wenn er sich verrennt. Und so beginnen die Nachforschungen wie in jedem anderen Fall. Mit Befragungen, mit der Spurensuche, mit der Auswertung der ersten Ergebnisse. Langsam schleicht sich aber die Erkenntnis ein, dass das gesamte Dorf in irgendeiner Form in die Sache verwickelt zu sein scheint.

Wenn man selbst aus so einem Dorfidyll kommt, kann man viele Hinweise gut nachvollziehen. Kinder sind nicht immer nett und Erwachsene auch nicht. Manche schwimmen mit dem Strom und nur wenige stemmen sich dagegen. Nachrichten verbreiten sich beinahe schneller als sie geschehen können. Und was nicht ins Bild passt, darüber wird das Mäntelchen des Schweigens gedeckt. Sehr gut vermittelt Nele Neuhaus wie schwierig es ist, in solch einem Milieu etwas in Erfahrung zu bringen. Es wird geschwiegen, die Wahrheit verdreht und häufig auch mit routinierter Gewohnheit gelogen. Die vermeintlich intakte Dorfgemeinschaft bekommt Risse noch und noch. Und doch ist es eine Heimat, allerdings eine Heimat, über die es noch Schlimmeres zu erfahren gibt als man eh schon zu wissen glaubt.

Diese Ernüchterung und Enttäuschung über die Menschen, von denen Oliver von Bodenstein glaubte, sie seien einmal Freunde gewesen, wird so plastisch dargestellt, dass man wirklich meint, man erlebt das Geschehen mit. Auch die leise Wehmut, die diesen Fall durchweht, bestimmt die Stimmung dieses Romans. Wird es Oliver gelingen, sich von dieser Vergangenheit zu lösen. Wie wird er mit dem umgehen können, was er herausfindet. Und Pia, seine treue Arbeitsgefährtin, seine ideale berufliche Ergänzung, wie wird sie sich behaupten. Je mehr Hinweise Oliver, Pia und das gesamte Team zusammentragen, desto spannender wird es. Auch wenn diesmal kein weltumspannendes Thema behandelt wird, fesselt die langsame Offenbarung der Schuld, die das Dorf auf sich geladen hat, immer mehr. Die Kriminalromane um Oliver von Bodenstein und Pia Sander überzeugen einfach durch ihre Detailtreue und die fein gezeichneten Persönlichkeiten.

4,5 Sterne


von: Anne Jacobs
von: Kristina Ohlsson
von: Nele Neuhaus