Rezension Rezension (4/5*) zu Im Herzen des Imperiums: Roman von Arkady Martine.

Helios

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8. Oktober 2017
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Leider keine Space Opera wie versprochen, dennoch interessant.

Inhalt: Mahit Dzamare, Botschafterin einer kleinen, unabhängigen Raumstation, wird in die Hauptstadt des teixcalaanlischen Imperiums versetzt. Jetzt muss sie die Todesumstände ihres Vorgängers aufklären, die Unabhängigkeit der Station bewahren sowie ein technologisches Geheimnis schützen.
Ich lese gerne Sci-Fi, denn gute, kreative Autoren können absolut fantastische Universen erschaffen. Hier jedoch spielt der gesamte Plot in der Hauptstadt, fast ausschließlich am Hof des Imperators. Diese Stadt und das gesamte Imperium sind absolut gut durchdacht und werden detailliert beschrieben, alles gut und recht, aber halt nicht faszinierend, neuartig oder gar staunenswert. Dieses Gebäude ist so aufgebaut, jenes Ministerium hat diese Aufgaben, mehr nicht. Ich liebe generell das Genre des Fremden in einem fremden Land, da man da so gut eine neue Welt kennenlernen kann. Doch leider fällt in diesem Buch dieser Aspekt, der mir persönlich so gut gefällt und so wichtig ist, absolut flach.
Doch zum Glück wird dieser negative Aspekt mit einem anderen Element, das mir auch immer gut gefällt, wettgemacht, nämlich linguistische Spielerei. Das gesamte Imperium und somit auch dessen Sprache basiert auf der präkolumbianischen aztekischen Kultur Mexikos, eine absolut faszinierende Idee und sehr gut ausgeführt. Warum die Autorin dann aber extra erwähnt, dass sie dieses Buch nach dem Besuch eines Armenisch-Sprachkurses geschrieben hat, entzieht sich mir. Neben der absolut einzigartigen Namensgebung ist es vor allem die Art der Imperiumsbewohner in Form von Poesie und mit Zitaten aus der eigenen Geschichte zu kommunizieren, die dieses Buch von anderen Sci-Fi-Werken abhebt. Wer sich für Linguistik, Rhetorik und Poesie interessiert, wird hier viel Vergnügen haben.
Ein wichtiges Element ist aber natürlich der Plot an sich. Dies hier ist keine Space Opera, sondern eine Geschichte über politische Intrigen. Der Plot zieht sich aufgrund der vielen Beschreibungen teilweise sehr behäbig dahin und ist auch relativ geradlinig, mit einigen interessanten Wendungen. Die Intrigen sind hier deshalb so interessant zu lesen, weil die Charaktere eben in dieser speziellen poetischen Form kommunizieren, wo vieles zwischen den Zeilen gesagt wird und interpretiert werden muss. So etwas muss einem halt gefallen, denn nochmal: Das hier ist keine Space Opera mit fantastischen Abenteuern und spektakulärer Action, sondern Dialoge über Dialoge zwischen Politikern, Diplomaten und Intriganten.
Fazit: Lesenswert.