Rezension Rezension (4/5*) zu Ich. Darf. Nicht. Schlafen.: Thriller von S.J. Watson.

Leserausch

Mitglied
15. August 2018
31
48
10
Buchinformationen und Rezensionen zu Ich. Darf. Nicht. Schlafen.: Thriller von S.J. Watson
Kaufen >
Frau mit Amnesie auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit

Eine Frau verliert ihr Gedächtnis. Seit über zwanzig Jahren schon gehen ihr fortan in jeder Nacht sämtliche Erinnerungen verloren. Sowohl an den jeweiligen Vortag, als auch an ihr komplettes früheres Leben. Mit dieser seltsamen Form der Amnesie geschlagen, muss sie sich jeden Morgen nach dem Aufwachen neu erkunden und kennen lernen. Dabei kann sie sich nur auf die Aussagen ihres Mannes verlassen - an den sie sich natürlich auch nicht erinnern kann - , denn Freunde, oder Familie scheint sie nicht zu haben. Eines Tages jedoch findet sie ein Tagebuch, welches ganz offensichtlich von ihr selbst geschrieben wurde. Was sie dort liest, wirbelt ihr eh schon kompliziertes Leben gehörig durcheinander, denn es weicht eklatant von der Version ab, die ihr Mann ihr erzählt. Kann sie ihm überhaupt noch trauen? Wie kann man überhaupt jemandem trauen, wenn man sein eigenes Gedächtnis verloren hat und nicht weiß, was Wahrheit und Einbildung ist?

Ich.darf.nicht.schlafen ist das durchaus gelungene Erstlingswerk des Engländers Steve "S.J." Watson.
Die Story spielt im England unserer heutigen Zeit, wird durch ihre psychologische Spannung getragen und kommt gänzlich ohne "blutiges Gemetzel" aus. Als Leser verfolgt man die Handlung aus Sicht der Protagonistin Christine und hat so einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Man kann sich gut in die Seelenqualen und die wachsende Verwirrtheit dieser sympatischen Frau einfühlen und mäandert gemeinsam mit ihr - jeden Tag aufs Neue - durch das Dickicht aus vermeintlichen oder realen Erinnerungen, Tagebucheinträgen und den Geschehnissen des jeweiligen Tages.

Der flüssige Schreibstil des Autors trägt sein Übriges dazu bei, dass es einem beim Lesen - trotz einer kleinen Länge im mittleren Teil und einigen Wiederholungen von Geschehnissen - nicht langweilig wird.
Ganz im Gegenteil hat mich dieses Buch durch eine persönliche Lesekriese getragen, in der ich mich nicht so recht zum Lesen von irgendwas bestimmten durchringen konnte. Vieles fing ich an, genau so vieles legte ich wieder unvollendet aus der Hand. Nichts konnte mich während dieser Zeit so recht ansprechen, bis ich diesen Roman zufällig in die Finger bekam. Die Neugierde darauf, was denn nun WIRKLICH in Christines Vergangenheit geschehen war, wog deutlich schwerer, als meine Leseflaute.

Den Weg von Christines sprichwörtlicher Selbstfindung kann ich all jenen Lesern empfehlen, die rein spannungsgetragene und psychologische Storys mögen. Jemand der lieber blutige und brutale Thriller mag, wird hier definitiv nicht auf seine Kosten kommen.

 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum