Rezension Rezension (4/5*) zu Ich an meiner Seite: Roman von Birgit Birnbacher.

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.682
22.041
49
Brandenburg
Einfühlsamer Resozialisierungsroman

Birgit Birnbacher hat eine einfühlsame Geschichte darüber geschrieben, wie schwierig die Wiedereingliederung in die Gesellschaft für straffällig gewordene Menschen ist. Wenn nicht der Zufall zuhilfe kommt oder ein Wunder geschieht, so ihre implizierte Aussage, kann es nicht klappen.

Der Leser begegnet Arthur nachdem er seine Haftstrafe bereits verbüßt hat. Wobei man Buße in seinem Falle wörtlich zu nehmen hat. Weil er nicht nur den Freiheitsentzug zu verkraften hat. Denn, wenn das alles wäre, wäre es ein Kinderspiel.

Birgit Birnbacher hat ein fast wahnsinniges Szenario aufgezogen, um die Absurdität mancher Resozialisierungsprogramme aufzuzeigen, in deren behaupteter Sinnlosigkeit leider mehr als ein Körnchen Wahrheit steckt. Die Gesellschaft bietet Arthur kaum einen Anreiz oder eine Chance zum Neuanfang.


Der Roman ist in zärtlich-sachlichem Ton gehalten, einer Tonart, die man selten in Romanen antrifft. Das Schreckliche wird erzählt, ist aber durch die Erzählart für den Leser verkraftbar. Dass, wie der Roman es impliziert, ein Neuanfang ein richtiges Wunder ist und nicht der Normalfall, wie es doch sein sollte, macht den Roman dann allerdings dennoch zu einem deprimierenden Leseereignis. Das restliche Personal in Arthurs Leben ist da und dort ein wenig surrealistisch überzeichnet, was einen Punkt Wertschätzung kostet. Das hätte nicht sein müssen.

Fazit: Einfühlsamer und dezenter Roman über die Probleme der Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen.

Der Roman stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises, 2020

Kategorie: Belletristik
Verlag: Zsolnay, 2020


von: Chimamanda Ngozi Adichie
von: Richard Flanagan
von: Katie Kitamura
 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum