Rezension (4/5*) zu Heimweh von Graham Norton

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Buchinformationen und Rezensionen zu Heimweh von Graham Norton
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Ein einziger Moment...

Mullinmore, Irland: Es ist ein Sommertag im Jahr 1987. Sechs junge Menschen machen einen Ausflug zum Meer. Auf der Heimfahrt kommt es zu einem tragischen Autounfall, den drei von ihnen nicht überleben. Ein Mädchen wird ihr Leben lang im Rollstuhl verbringen. Nur zwei Burschen sind völlig unbeschadet geblieben, Martin der Sohn des Arztes und der stille unscheinbare Connor.

Connor wird bedingt verurteilt. Er verlässt Irland, geht zunächst nach England und später nach New York. Erst mehr als 20 Jahre später kehrt Connor in seine Heimatstadt zurück.

„Dieser Tag, dieser grauenvolle Tag. Er hätte ihn am liebsten aus seinem Leben herausgerissen, wie eine unerwünschte Seite in einem Roman. Sein ödes Leben vor Barrys Kreisel kam ihm jetzt vor wie ein heiteres und sonniges Idyll, strotzend vor Möglichkeiten und Verheißungen. Welche Zukunft konnte es für Connor Haines noch geben.“

Heimweh ist der Titel des dritten Romans des irischen Fernsehmoderators und Schriftstellers Graham Norton. Die kleine irische Gemeinde Mullinmore ist beispielhaft für das konservative Irland der 1980er. Es gibt kaum Gründe für Connor, weiterhin dort leben zu können.

Ein einziger Tag, ein einziger unbedachter Moment und die Leben vieler Menschen sind nachhaltig anders. Der Unfall löst eine Kette vieler kleiner Ereignisse aus, zieht Kreise, bis in die nächste Generation. Wir lesen in diesem Buch viel von Scham und Schuld, von Verdrängung, Verleugnung, von Trauer und Traurigkeit. Aber auch vom Verzeihen und von Veränderung.

Norton zeigt uns hier Menschen, einige möchte man tröstend umarmen, einige feiern für ihren mutigen Schritt, andere wegen ihrer Feigheit und Unverfrorenheit am liebsten mit einem nassen Fetzen prügeln. Mit dieser Palette an Gefühlen bleibt das Buch dennoch leicht lesbar.

Wer die Hörbuchvariante vorziehen mag: Charly Hübner macht seine Sache richtig gut!



von: Elena Ferrante
von: Leo Tolstoi
von: Graham Norton
 
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