Rezension Rezension (4/5*) zu HALF BAD - Das Dunkle in mir: Band 1 von Sally Green.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Halbling

Keiner hat ihn gewollt. Noch nicht einmal in seiner Familie. Seine Mutter hat sich seinetwegen umgebracht, meint er. Seine älteste Schwester wird zur Jägerin. Nur seine Gran und seine Halbgeschwister Deborah und Arran sind auf seiner Seite. Und so wird Nathan das schwarze Schaf unter den weißen Hexen, denn er ist ein Mischling, halb weiße Hexe, halb schwarze Hexe. Immer strengere Regeln werden den Mischlingen auferlegt, sie werden vermessen, befragt und kontrolliert. Die Schikanen machen auch vor ihren Familien nicht halt. Nathan ist sehr unsicher, wo soll er sich zugehörig fühlen. Er meint sein Körper sei der einer schwarzen Hexe, sein Geist eher weiß. Schließlich hat er die Fähigkeit, sich selbst zu heilen und das ist doch eindeutig weiß.

Im ersten Moment mag man sich in Bezug auf die Hexen an den Zauberer von Oz erinnert fühlen, doch ist dies eine ganz andere Hexengeschichte. Zunächst einmal sind die Hexen (im Original witches) nicht zwingend weiblich, auch die männlichen Hexen werden so bezeichnet. Die weißen Hexen in der Mehrzahl üben die Kontrolle aus, die Schwarzen werden gejagt und am meisten gejagt wird Nathans Vater, den er nie kennengelernt hat und der so zu einer Sehnsuchtsgestalt wird. Weniger angesehen noch als die schwarzen Hexen sind aber die Mischlinge. Auf der untersten Stufe stehend ist Nathan schlimmen Erziehungsmaßnahmen ausgesetzt. In der Schule erstrahlt seine Mitschülerin Annalise wie ein Licht in seinem Leben.

Teilweise recht grausam kommt es einem vor, wie die Kerkermeister Nathan behandeln. Im Namen einer guten Erziehung, die ihm helfen soll, den rechten Weg zu finden, wird er gequält und seinen wenigen Lieben entfremdet. Und doch kann er seinem Erbe nicht entfliehen. Man leidet mit Nathan und begehrt mit ihm auf. Man schreckt zurück vor den Hindernissen, die sich Nathan in den Weg stellen, und ist erfreut, wenn er doch hin und wieder Hilfe erhält. Auch wenn noch nicht endgültig erkennbar ist, wohin Nathans Reise gehen wird, ist dieser erste Band einer Trilogie sehr spannend erzählt und entführt einen in ein etwas anderes England der Kontrolle und Ausgrenzung, das fast einen Bezug zum wirklichen Leben haben könnte.


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