Rezension (4/5*) zu Guten Morgen, Genosse Elefant: Roman von Christopher Wilson.

nicigirl85

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6. Februar 2018
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nicigirl85.blogspot.de
Völlig anders als erwartet...

Bereits das auffällige Cover mit dem roten Stern und der kernige Titel des Buches haben meine Neugier wecken können. Gerechnet habe ich mit humoriger Literatur, bekommen habe ich so viel mehr.

In der Geschichte geht es um den 12- Jährigen Juri Romanowitsch Zipit, allgemein bekannt als Sohn des Tierarztes vom Hauptstädtischen Zoo und im Kopf leicht meschugge. Seit einem Unfall ist Juri in manchen Dingen etwas eingeschränkt, hat aber dadurch die Gabe, dass andere Menschen ihm gern Geheimnisse anvertrauen, weil er so einfältig drein schaut. Durch eine mysteriöse Begebenheit wird er zum ersten Vorkoster Stalins und bald dessen engster Vertrauter. Wie kommt er mit der neuen Rolle zurecht? Und was bedeutet diese Vertrautheit für den Rest seines Lebens?

Durch die Handlung führt uns Juri als Ich- Erzähler, so dass wir als Leser ganz nah dran sind an seiner Gefühls- und Gedankenwelt, was es so ungemein schwer macht dieses Buch zu lesen, da man von den Schilderungen tief berührt wird und teilweise sprachlos ist.

Juri als Figur ist einfach herzallerliebst. Trotz allem was er bisher durchmachen musste wie den Unfall mit einer Straßenbahn, getroffen vom Blitz und diversen Hänseleien von seinen Mitschülern, schaut er stets nach vorne und hat ein unglaublich sonniges Gemüt. Ich fühlte mich ihm als Protagonisten tief verbunden und mit seiner liebenswürdigen Art hat er ganz klar mein Herz erreicht.

Besonders interessant war hier vor allem die letzten Tage von Stalin zu erleben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Geschilderte wie Lebensmittel im Überfluss, amerikanische Western und ähnliches der damaligen Realität sehr nahe kommen.

Da ich ein eher lustiges Buch erwartet hatte, war ich doch sehr bestürzt über die Geschehnisse um Juri. Nie im Leben hätte ich erwartet, dass man einem Kind so etwas antun würde.

Etwas schwergängig haben sich für mich die diversen Namen lesen lassen, die meist aus drei oder vier Einzelnamen bestanden und oft musste ich online nachforschen wer der ein oder andere ist, da ich in der Ostblockprominenz nicht sonderlich bewandert bin.

Fazit: Der Roman war völlig anders als erwartet, hat mich aber tief berührt und teilweise sprachlos zurückgelassen. Wer sich von Misshandlungen an Kindern nicht abschrecken lässt, der wird mit einer emotionalen und gefühlvollen Geschichte belohnt, die einen nicht kalt lässt und die noch lange nachwirkt.