Rezension Rezension (4/5*) zu Ghost Station: Ein Spionage-Roman von Dan Wells.

wal.li

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1. Mai 2014
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Der Kryptograph

Plötzlich war sie da. Es gab Gerüchte, aber niemand rechnete damit, dass sie tatsächlich gebaut werden würde. Dann, am 13.August 1961 wurde auf Seiten der DDR mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. Und damit wird auch der Kontakt zwischen den Mitarbeitern einer Abhorchstation, die BND und CIA gemeinsam betreiben, und ihren Agenten in der DDR erschwert. Nun sind sie auf Funkübertragungen angewiesen, die der Kryptograph Wallace Reed zu entschlüsseln hat. Ihr wichtigster Verbindungsmann berichtet auf diese Weise von einem Doppelagenten, der in der Station installiert werden soll. Reed und sein Chef sind in heller Aufregung.

Wenn man Dan Wells eher von seinen Horror Thrillern kennt, rechnet man nicht mit einen Spionageroman. Auf den ersten Blick wirkt das zwar etwas oldschool, aber schnell fühlt man sich in die Handlung ein. Wallace Reed ist eigentlich nur ein Büromensch, allerdings mit besonderen Qualitäten. Die Kryptographie ist keine einfache Wissenschaft, die einem mal eben so in die Wiege gelegt wird. Und wenn Wallace sein Kryptographengesicht aufsetzt, wissen alle, dass er die Fährte aufgenommen hat. Und nun geht es darum, diese feindliche Operation zu stören, in einer gefährlichen Zeit, in der aus dem kalten Krieg schnell ein heißer werden könnte.

Nachrichten müssen entschlüsselt werden, ein Doppelagent soll enttarnt werden und man muss die Pläne des Feindes durchkreuzen. Doch können sich die Mitarbeiter der Station untereinander trauen? Schließlich sind beim BND auch ehemalige Nazis eingesetzt, die möglicherweise nicht alles offenbaren. Oder wäre eher einer der Amerikaner anfällig für einen Anwerbeversuch? Man spürt bei Lesen das wachsende Misstrauen und die steigenden Anspannungen zwischen Ost und West. Kann überhaupt noch verhindert werden, dass die Grenze vollständig geschlossen wird? Die Mitarbeiter der Station beginnen sich zu belauern. Und mit jedem Hinweis der entschlüsselt wird, ergibt sich eine neue Sicht. Mann, was war das spannend. Die Atmosphäre der Zeit um den Mauerbau ist wirklich hervorragend eingefangen, auch wie die Agenten zwischen den unwissenden Anwohnern agieren und manche harmlose Nachbarn garnicht so harmlos sind. Tatsächlich kann man sich vorstellen, so könnte es gewesen sein.

4,5 Sterne