Rezension (4/5*) zu Gezeitenmord von Dennis Jürgensen

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.835
7.675
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Vielversprechender Reihenauftakt...

Bei einem Spaziergang im Watt machen der Lehrer Lasse und sein elfjähriger Schüler Villads im dichten Nebel einen grausamen Fund: Im festen Sand des Meeresgrundes steckt die Leiche eines Mannes. Es ist Lykke Teits erster eigener Fall – endlich darf sie die Ermittlungen in einem Mordfall leiten. Dass sie den Toten kannte und er sich verfolgt fühlte, verschweigt sie. Da die Leiche im Watt auf der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland gefunden wurde, wird ihr Rudi Lehmann aus Flensburg zur Seite gestellt. Die beiden sehr ungleichen Ermittler verstehen sich auf Anhieb. Ihre Untersuchungen konzentrieren sich auf das kleine Dorf Melum, in dem jeder jeden kennt. Lykke und Rudi ermitteln nicht nur in diesem Mordfall: Villads ist seit dem Fund der Leiche spurlos verschwunden. Es ist nicht das erste vermisste Kind im Dorf. Wer weiß was? Und konnte sich Villads wie sein Lehrer vor der einsetzenden Flut an Land retten? (Klappentext)

Düster und grau geht es zu in diesem ersten Band deutsch-dänischer Ermittlungen. Die junge Ermittlerin Lykke Teits wird aus Kopenhagen in das kleine Dorf Melum nahe der deutschen Grenze geschickt, um die örtliche Polizei in einem Mordfall zu unterstützen. Da die Leiche an der Ländergrenze im Watt gefunden wurde, stößt auch der erfahrene Flensburger Kommissar Rudi Lehmann dazu. Polizisten aus drei Bereichen, die gemeinsam einen Fall aufklären sollen - da ist Kompetenzgerangel vorprogrammiert. Die ortsansässige Polizei heißt die übergeordneten Ermittler auch keineswegs willkommen - glücklicherweise verstehen sich aber Lykke und Rudi trotz ihres großen Altersunterschieds auf Anhieb.

Der Fall selbst erweist sich schnell als verzwickter als zunächst angenommen. Der Tote im Watt entpuppt sich als Kleinkrimineller, den Lykke persönlich gekannt hat. Sie verschweigt diese Tatsache anfangs jedoch ebenso wie den Hilferuf, den der Mann kurz vor seinem Tod noch per SMS an sie abgesetzt hat. Neben der Leiche wurde der schwerverletzte Lehrer Lasse gefunden - von dem 11jährigen Villads, der gemeinsam mit seinem Lehrer im Watt unterwegs war, fehlt jedoch jede Spur. Weggelaufen? Im Nebel verlaufen? Entführt? Ermordet? Die Sorgen wachsen noch, als Lykke und Rudi erfahren, dass Villads nicht das erste verschwundene Kind in Melum ist...

Der Krimi hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf. Rasch verlagert sich die Handlung aus dem betriebsamen Kopenhagen ins ländliche Grenzgebiet, wo ein verwirrender Fall seinen Lauf nimmt. Der Fokus der Handlung liegt bei den beiden Ermittlern Lykke Teit und Rudi Lehmann, wobei die Ermittlungen einen großen Raum einnehmen, aber auch einiges aus dem Privatleben der beiden zutage kommt. Schnell wird deutlich, dass beide ihr Päckchen zu tragen haben, was teilweise durchaus Auswirkungen auf ihr aktuelles Handeln hat. Vielleicht in der Summe ein wenig zu viel Schweres, aber letztlich verleiht das den Charakteren auch Tiefe.

Der Fall selbst wird im Verlauf immer verwirrender, und die Anzahl der Personen steigt, so dass es mitunter etwas unübersichtlich wird. Dadurch wächst aber auch die Zahl der möglichen Verdächtigen, es darf wild spekuliert werden. Der wahre Hintergrund des Ganzen entpuppt sich erst allmählich, die Umstände erweisen sich als dramatisch. Das hindert Lykke und Rudi jedoch nicht, alles daran zu setzen, um den Fall zu lösen. So viel sei verraten: es bleibt nicht bei dem einen Toten...

Der Krimi liest sich flott und süffig, kurze Kapitel ziehen das Tempo noch an. Kleine humorvolle Einsprengsel lockern das Geschehen auf, das lange undurchsichtig und düster ist. Alles in allem ein vielversprechender Reihenauftakt um deutsch-dänische Grenzfälle. Ich jedenfalls freue mich auf mehr!


© Parden

von: Martin Suter
von: Cienfuegos, Francisco
von: Alexander Marguier
 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum