Rezension Rezension (4/5*) zu Frostmond: Kriminalroman von Frauke Buchholz.

Xirxe

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19. Februar 2017
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Kanadas verschwundene und ermordete Frauen

n den letzten 30 Jahren sind mehr als 1.200 indigene Frauen verschwunden oder ermordet worden, wobei die Dunkelziffer sehr wahrscheinlich viel höher liegt. Von einigen dieser Verbrechen handelt das Buch Frostmond, in dem gleich zu Beginn in Montreal die Leiche einer 15jährigen Indianerin gefunden wird. Aufgrund der vielen ungelösten Morde gibt es großen Druck auch von Seiten der Presse, sodass der Profiler Garner aus dem 6.000 km entfernten Regina hinzugezogen wird. Gemeinsam mit der ortsansässigen Polizei machen sie sich auf die Suche, die sich nicht nur wegen der mangelnden Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Indigenen schwierig gestaltet, sondern auch aufgrund der sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten der beiden verantwortlichen Ermittler.
Die Untersuchung des Mordfalles entwickelt sich allmählich, ca. bis zur Hälfte liegt der Schwerpunkt eher bei der Beschreibung der beiden Polizisten sowie den Lebensverhältnissen im Reservat, aus dem das ermordete Mädchen stammt. Garner wie auch sein aus Montreal stammender Partner LeRoux erzählen abwechselnd von ihren Nachforschungen wie auch von ihrem Privatleben, wobei bei LeRoux fast die Privataktivitäten überwiegen, mit denen er seinen Frust über die Arbeit vergeblich zu vergessen sucht. Als dritte Stimme kommt ein Cousin und guter Freund der Toten hinzu, Leon, der als Cree und Ich-Erzähler seine Sicht der Dinge schildert.
Die Autorin beschreibt in ihrem Erstling die Lebens- und Gesellschaftsverhältnisse der indigenen EinwohnerInnen sowie das Verhältnis zum Rest der Bevölkerung überzeugend und glaubwürdig. Es ist nicht verwunderlich, wenn die Indigenen kein Vertrauen zur Polizei haben, die offensichtlich geprägt ist von Vorurteilen und Rassismus. Etwas weniger überzeugend wirkten die Figuren der beiden Ermittler auf mich, wobei insbesondere LeRoux mehrfach Kopfschütteln bei mir auslöste, aber die gute Geschichte ließ mich leicht darüber hinwegsehen.
Doch leider gerät das letzte Viertel des Buches für meinen Geschmack zu sehr in den Bereich der Phantasie. Die beiden Polizisten werden zum Superhelden bzw. zur tragischen Gestalt und wenn schon nicht das Recht siegt, dann zumindest die Gerechtigkeit – was nicht unbedingt das Schlechteste ist ;-) Auf jeden Fall bietet es so schon fast zwangsläufig den Raum für eine Fortsetzung – mit einem vielleicht (oder hoffentlich?) etwas glaubwürdigerem Ende.

 

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