Rezension (4/5*) zu Frau Morgenstern und der Verrat von Marcel Huwyler

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Geheime Aufträge...

Violetta Morgenstern hat eine ganz eigene Vorstellung von Gut und Böse – und die kann sie in ihrem Job als Auftragsmörderin im Namen des Staates ungestraft in die Tat umsetzen. Ihr neuester Auftrag ist jedoch ungewöhnlich: Gemeinsam mit Ex-Söldner Miguel Schlunegger soll Violetta den Anschlag auf eine beliebte Politikerin aufklären. Felicitas Saminada wurde vor laufender Kamera angeschossen – ein Querschläger tötete ihre kleine Tochter. Das Ermittlerduo kommt einer Verschwörung auf die Spur, die die nationale Sicherheit gefährdet. Mysteriöse Beweise tauchen auf, Mitwisser sterben, neue Anschläge geschehen. Während Schlunegger selbst ins Schussfeld des Komplotts gerät, erfährt Morgenstern ein Familiengeheimnis, das sie fast um den Verstand bringt. (Klappentext)

Frau Morgenstern ist eine pensionierte Lehrerin mit recht rigiden Moralvorstellungen und einem schrägen Hang zur Selbstjustiz ("Strafe muss sein!"). Seit einiger Zeit arbeitet sie - gemeinsam Miguel Schlunegger, einem ehemaligen Söldner und Scharfschützen mit bisher unbekannten südamerikanischen Wurzeln - für das geheime Liquidierungs-Ministerium der Schweizer Regierung: "Tell". Das Morden im Regierungsauftrag bei erwiesener Bösartigkeit und Gefährlichkeit des Delinquenten, dem mit legalen Mitteln nicht beizukommen ist, ist genau nach Frau Morgensterns Geschmack.

Nun aber werden die beiden Vollstrecker zu einem besonderes heiklen Auftrag hinzugezogen. Auf eine Politikerin wurde vor laufender Kamera geschossen, und Frau Morgenstern und Miguel sollen nun herausfinden, was hinter dem Anschlag steckt und die Politikerin nach Möglichkeit vor einem weiteren Attenentat schützen. Besonders Miguel steckt bald bis über beide Ohren in dem Fall - und das durchaus auch emotional. Frau Morgenstern dagegen ist nebenher noch mit privaten Angelegenheiten beschäftigt, denn an dem Unfalltod ihrer Eltern vor etlichen Jahren tauchen berechtigte Zweifel auf...

Dieser Nebenstrang nimmt für mein Empfinden hier etwas zu viel Raum ein, da dadurch das Hand-in-Hand-Arbeiten von Frau Morgenstern und Miguel doch zu kurz kommt und nur im letzten Drittel wieder greift. Andererseits braucht auch Miguel für sein geheimes Privatleben hier seinen Freiraum, was dann wieder stimmig ist. Insgesamt kommt die Spannung jedoch nicht zu kurz, unterstützt durch etliche unerwartete Wendungen im Verlauf der Ermittlungen. Und gerade als sich gegen Ende dieser Folge der Frust breitmachen will, zeigt Frau Morgenstern wieder einmal ihr ganzes Können, ihre Flexibilität und Kreativität - und ihren Mut.

Marcel Huwyler erzählt wortgewandt und pointiert, bedient sich eines feinen schwarzen Humors und verpackt auch leise Botschaften zwischen den Zeilen, wodurch die Geschichte an Tiefgründigkeit gewinnt. Alles in allem eine gelungene Mischung aus Spannung, Humor, Emotionen und glaubwürdigen wenn auch skurrilen Charakteren.

Judith Steinhäuser ist auch diesmal als Sprecherin eine passende Besetzung für die ungekürzte Lesung (11 Stunden und 4 Minuten ). Mit ihrer leicht rauchigen Stimme, die ein wenig an die der berühmten Katharina Thalbach erinnert, bietet sie das passende Hörerlebnis zu der Person der Frau Morgenstern.

Mir hat es jedenfalls wieder Spaß gemacht, den Abenteuern um die pensionierte Lehrerin zu lauschen. Band drei wird folgen. Sehr bald...


© Parden