Rezension Rezension (4/5*) zu FederLeicht. Wie fallender Schnee (FederLeichtSaga) von Marah Woolf.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Vielversprechender Auftakt zu einer neuen Fantasy-Saga...

\"Eliza, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne\", hat meine Großmutter mir mal erklärt. Damals habe ich nicht verstanden, was sie damit meinte, und heute war ich immer noch nicht schlauer. Denn jetzt stecke ich mittendrin in einem Anfang - aber von zauberhaft kann keine Rede sein. Ausgerechnet ich soll eine magische Schneekugel für die Elfen zurückholen. Wenn sie wenigsten nett wären - diese Elfen. Aber nein - sie sind eingebildet, arrogant und bockig (einer jedenfalls). Im Grunde kann das alles nur ein schlechter Scherz sein. Ich bin bestimmt die Letzte, die sich mutig in ein Abenteuer stürzt. Denn die erlebe ich maximal mit einer Tüte Chips und meiner besten Freundin Sky vor dem Fernseher. Wäre ich bloß nicht in den Wald gegangen und durch das blöde Portal gestolpert. Dann wäre die Geschichte, die meine Welt völlig auf den Kopf stellte, vermutlich nie passiert. Aber das ist nicht mehr zu ändern und so leicht lasse ich mich nicht unterkriegen - schon gar nicht von einem Elf.


Schon seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich kein Fantasy-Buch mehr gelesen, doch die zahlreichen guten Bewertungen der Bücher von Marah Woolf haben mich neugierig werden lassen. Ihr neuestes Werk ist der Beginn einer neuen Fantasy-Saga, und so viel steht fest: davon möchte ich mehr!

Eilza McBrierty lebt mit ihrem Zwillingsbruder Fynn in einem kleinen Ort in Schottland. Die Mutter betreibt im Haus ein kleines Café, und nach der Schule ist Eliza dort oft zum Helfen eingespannt, was ihr nicht sonderlich recht ist. Sie würde ihre Freizeit lieber mit ihrer Freundin Sky verbringen, oder noch lieber, so gesteht sie sich heimlich ein, mit dem Mädchenschwarm der Schule, Frazer. Manchmal stiehlt sie sich sehr zum Missfallen der Mutter heimlich davon, um auf dem nahegelegenen Friedhof oder im Wald auf einer zauberhaften Lichtung ihren Tagträumereien nachzugehen.
Auf dieser Lichtung entdeckt Eliza eines Tages ein lichtumflutetes Tor, das sie magisch anzieht. Als sie hindurchtritt, scheint alles wie immer - bis sie von jemandem angesprochen wird. Einem frechen kleinen Troll! Doch bei dieser einen unglaublichen Begegnung bleibt es nicht, denn schon bald trifft Eliza auf Cassian, einen Elfen. Hübsch aber arrogant, eingebildet und menschenfeindlich. Doch er ist dazu ausersehen, sich um Eliza zu kümmern, denn sie ist nicht zufällig dort hin geraten. Er bringt das Mädchen nach Leylin, der Stadt der Elfen, wo ein abenteuerlicher Auftrag auf sie wartet...


\"Ist es schwer? Ist es gefährlich? Ich meine, muss ich gegen Drachen oder Orks oder so was kämpfen? Nur damit du es weißt, ich bin nicht besonders mutig. So etwas mache ich nicht.\" - \"Ach du lieber Himmel, wieder so ein Mensch, der auf Tolkien reingefallen ist. Gibt es bei euch nichts anderes zu lesen?\" (S. 136 f.)


Mit dem Abschnitt nimmt Marah Woolf allen Kritikern schon gleich den Wind aus den Segeln, denn natürlich wird jedes Buch, das sich mit der Welt der Elfen beschäftigt, automatisch mit dem Großmeister dieser Zunft verglichen. Dieser Schachzug hat mir in der Tat ein Schmunzeln entlockt.
Aber auch sonst waren viele der Passagen wirklich amüsant, was vor allem den screwballreifen Dialogen zuzuschreiben ist, die Eliza und Cassian immer wieder führen. Ein witziger Aspekt dabei: Cassian kann auch Gedanken lesen, und Eliza beherrscht noch nicht die Kunst, diese vor anderen zu verbergen. Und auch wenn Eliza sich dagegen wehrt - trotz seiner schroffen Art beginnt sie Cassian zu mögen.

Keine wirklich neue Welt hat Marah Woolf da erschaffen, aber eine, die den Wunsch erweckt, mehr davon kennenzulernen. Die Charaktere schälen sich langsam heraus - im Rahmen einer Saga haben sie ja Zeit, sich zu entwickeln. Eliza erscheint authentisch als sympathische Jugendliche, auch das Umfeld wird glaubhaft skizziert. Keine einfache Beziehung zu ihrer Mutter hat das Mädchen, dafür aber eine enge und vertraute zu ihrer Großmutter, die erstaunlich gut mit dem Thema der Elfen vertraut ist. Bei den Elfen ist nicht klar, wer von ihnen wirklich vertrauenswürdig und verlässlich ist, was die Spannung - auch hinsichtlich der noch folgenden Bände - aufrecht hält.

Was die beiden Welten verbindet, ist das Theaterspiel. Für den Theaterkurs in der Schule hat Eliza das Textbuch zu einer Aufführung von \'Tristan und Isolde\' geschrieben und ist dort intensiv in die Proben eingebunden. Zufällig lieben auch die Elfen das Theaterspielen, und als sie Elizas Text entdecken, steht die Entscheidung rasch fest - auch sie wollen dieses Stück aufführen.
Nur eine Nebenhandlung, so scheint es, aber ich fand diese Passagen und die eingeschobenen Auszüge aus dem Text wirklich bezaubernd. Und zumindest diese Leidenschaft teilen Eliza und Cassian, auch wenn sie ansonsten überzeugt sind, eher keine Gemeinsamkeiten zu haben.


Insgesamt ist das Buch für mich ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Fantasy-Saga, die ich gerne weiter verfolgen werde.


© Parden

 
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