Rezension Rezension (4/5*) zu Ein neues Zuhause für die Kellergeigers von Jean-Claude Grumberg.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ein neues Zuhause für die Kellergeigers von Jean-Claude Grumberg
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Ein Kinderbuch vom zeitlosen Leid der Flüchtlinge...

Die Familie Kellergeiger möchte nicht bleiben, wo sie ist, denn dort mag man keine Menschen, die zum Völkchen der Kellergeiger gehören. Weil sie zu spitze oder zu runde Nasen haben, zu weiß, zu braun oder zu schwarz sind, weil sie zu viele Kinder haben oder gar keine oder nur ein paar. Also beschließen unsere Kellergeiger das So-gut-wie-Nichts, das sie besitzen, gegen noch weniger als Nichts einzutauschen und fortzugehen. An der Grenze erwartet sie allerdings ein schier unüberwindbarer Zaun - aber mit Musik und Geschick überwinden sie ihn. Doch nun sind sie vom Regen in die Traufe gekommen, denn sie werden mit so dummen Fragen konfrontiert, dass wieder nur Humor sie weiterbringt ...

Ein Hörbuch, das mit feiner Ironie und zartem Humor vom zeitlosen Leid der Flüchtlinge erzählt und überall auf der Welt spielen könnte. Doch diese Geschichte geht gut aus. Warum? Weil einige Geschichten doch auch ein gutes Ende haben müssen!

Dieses Kinderbuch zum Thema Vertreibung, Ausgrenzung und Heimatsuche widmet sich der Problematik auf eine ganz eigene Art und Weise. Es bleibt dabei absolut unverständlich und offen, warum die Kellergeigers eigentlich so unbeliebt sind und warum sie daher ihr Zuhause verlassen müssen. Klar ist nur, dass es wohl keine andere Möglichkeit gibt. Eindrucksvoll aber kindgerecht beschreibt die Geschichte die beschwerliche Flucht sowie die Gefühle der Eltern und der Kinder. Immer wieder taucht beim Hören die Frage auf, weshalb die Familie so ungerecht behandelt wird. Erst als am Ende des Buches die Familie glücklich vereint eine neues Zuhause gefunden hat, wird richtig bewusst, was eine Gesellschaft und gute Gemeinschaft ausmacht: ein gemeinsames Miteinander ohne Vorurteile, Neid oder Repression.

Andreas Fröhlich liest die 74minütige Erzählung unterhaltsam und angemessen. Der Violonist Georgi Kalaidjiev und die Akkordeonspielerin Veronika Todorova begleiten die Reise und betonen durch ihren musikalischen Vortrag zwischen den Abschnitten gekonnt die jeweilige Gefühlslage.

Dieses Kinderbuch (empfohlenes Alter: 10-12 Jahre) schafft Verständnis und Mitgefühl für die Vertriebenen und verdeutlicht, dass Flüchtlinge nicht anders sind als wir selbst, und das jeder Mensch den Wunsch und das Recht auf ein glückliches Leben in Würde und Anerkennung hat.

Für mich ein besonderer Fund!


© Parden