Rezension Rezension (4/5*) zu Ein Brief für dich: Roman. von Dorothea Morgenroth.

orfe1975

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24. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ein Brief für dich: Roman. von Dorothea Morgenroth
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Drei Menschen, ein Geheimnis und aufrüttelnde Briefe

Cover und Gestaltung:
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Das Cover ist wundervoll nostalgisch gestaltet mit dem leicht vergilbten Foto einer Stadt, der Frauenhand, die einen Brief schreibt sowie dem passend handschriftlichen Titel. Als Hardcover fehlt dem ganzen eigentlich nur ein Lesebändchen zur perfekten Gestaltung.

Inhalt:
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Die alleinerziehende 44-jährige Esther steht vor einer kleinen Lebenskrise: Auch die jüngste ihrer beiden Töchter ist aus dem Haus, ihr Ex teilt ihr mit, dass er eine neue Familie hat, zu allem Überfluss streikt auch noch die Heizung in ihrem Haus und in ihrem Job läuft es auch nicht immer so, wie gewünscht. Da kommt ihr das Angebot ihres entfernten Verwandten Walter erst mal gar nicht gelegen, der sie bittet, sich um ihn zu kümmern. Und dann ist da noch Hajo, der ihr immer wieder unverhofft über den Weg läuft und ihr den Kopf verdreht. Als sei dies nicht schon genug, stellt sich auch noch heraus, dass Walter durch seine Vergangenheit ein griesgrämiger Geselle ist, der ungern über die Vergangenheit spricht und auch Hajo hat letztendlich sein Geheimnis, das ihn erst in diese Stadt gebracht hat. Sie alle sind jedoch durch ein Schicksal verbunden, dass sie anfangs nicht mal erahnen und es bedarf ein paar anonymer Briefe mit christlichen Worten, um alle auf den rechten Weg zu einem glücklicheren Leben zu führen.

Mein Eindruck:
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"Herr in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin mutlos, aber bei dir ist die Hilfe. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich. (Dietrich Bonhoeffer)" (S. 41)

Im Wesentlichen könnte man dieses Zitat als Motto für den Roman nehmen. Denn wer der Briefschreiber ist, wird relativ schnell klar. Wer welchen Brief mit welchem Inhalt bekommt, ermittelt der Schreiber jedoch mit Gottes Hilfe. Und diese Briefe sind letztendlich so passend auf den Adressaten zugeschnitten, dass sie in seinem Inneren nicht sofort, doch nach einigen Zeiten des Haderns, Zweifelns und einiger Ereignisse ihn doch auf den rechten Weg führen.

Diese Idee, die sich wie ein roter Faden zieht, durch Briefe das Leben von Menschen zu verändern, obwohl sich alle anfangs gar nicht oder kaum kennen, fand ich faszinierend. Der Autorin ist es zudem gelungen, die richtigen (Bibel)Zitate zur rechten Zeit zu finden und in die Handlung passend einzuflechten. Da waren einige Zitate dabei, dir mir persönlich viel gegeben haben und die ich mir entsprechend notiert habe. Was mir auch gut gefiel, war die Annäherung der Personen. Nicht nur das Verhältnis Esther-Walter entwickelt sich zögerlich und ist durchzogen von diversen Rückschlägen, auch die aufkeimenden Beziehung zwischen Esther und Hajo ist nicht so gradlinig langweilig wie in vielen anderen Liebesromanen. Man merkt Esther an, wie schwer es ihr nach den langen Zeiten des alleine Erziehens fällt, sich wieder auf eine Partnerschaft einzulassen.

Die Geschichte betreffend zieht sich die Enthüllung um Walters Geheimnis lange hin. Zwar entwickelt man als Leser immer wieder eine Ahnung davon, was es sein könnte, aber die Spannung bis zum konkreten Schluss blieb doch relativ lange bis zum Ende erhalten. Ich fühlte mich gut unterhalten und mir gefiel die Botschaft, dass Gott uns den richtigen Weg auf seine Weise zeigt, wir müssen es nur zulassen und uns darauf einlassen. Allerdings empfand ich einige Reaktionen der Personen etwas zu glatt, nicht authentisch, einfach zu konstruiert und auch das Ende war mir einen Tick zu schnulzig-harmonisch und fühlte sich für mich nicht rund an. Daher nicht die volle Bewertung.

Fazit:
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Schöner Roman über die Kraft von Briefen und Gottes Wegen - mutmachend und warmherzig, wenngleich am Ende etwas schnulzig