Baldwins explizitester, leidenschaftlichster Roman
Warum hat Rufus Scott – ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem – sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, einer Liebe, die nicht sein durfte? Verzweifelt sucht Rufus’ Schwester Ida nach einer Erklärung. Aber sie findet nur Wahrheiten, die neue Wunden schlagen, – auch über sich selbst. Wie ihr Bruder war Ida lange bereit, sich selbst zu verleugnen, um ihren Traum zu verwirklichen, den Traum, Sängerin zu werden. Wie ihr Bruder hat sie ihre Wut auf die Weißen, die sie diskriminieren. Bis jetzt. Baldwin verwickelt uns in ein gefährliches Spiel von Liebe und Hass – vor der Kulisse eines Amerikas, das sich selbst in Trümmer legt.Kaufen
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New York, Anfang der 1960er: Rufus war Jazzmusiker. Er hatte eine Beziehung mit einer Frau aus dem amerikanischen Süden, die hauptsächlich aus Sex und Gewalt bestand. Rufus ist schwarz. Man weiß von Beginn des Buches, dass etwas schief läuft in Rufus‘ Leben. Wir begegnen ihm schon auf den ersten Seiten des Buches, als er obdachlos, mittellos, planlos durch die Straßen der Stadt irrt. Rufus nimmt sich das Leben, springt von einer Brücke.
James Baldwin wählt in seinem Roman „Ein anderes Land“ einen dramatischen Beginn, führt einen Protagonisten ein, der noch im ersten Drittel des Buches stirbt und trotzdem Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bleibt. Nach Rufus‘ Suizid lernen wir seine Freunde und vor allem seine Schwester Ida kennen. Bis auf Ida sind es alles weiße Menschen, vielleicht Künstler. Lebenskünstler jedenfalls. Sie alle versuchen, mit dem Rufus‘ Tod klarzukommen. Sie alle versuchen mit ihrem eigenen Leben klarzukommen. Es sind Außenseiter, weil sie die Gesellschaft dazu macht manche auch aus Eigensinn.
„Leiden hat keine Farbe. Oder?“
James Baldwin, afroamerikanischer Schriftsteller, Ikone der Gleichberechtigung, hat „Ein anderes Land“ in den 1960ern veröffentlicht. Es wurde zum Bestseller, angeblich der expliziten erotischen Szenen halber. Es ist er viel mehr als ein Buch über Sex, obwohl es durchaus einen Reigen an sexuellen Eskapaden gibt. Es ist ein scharfer Blick auf eine Gesellschaft, in der zählt, woher man kommt, wer man ist, welche Hautfarbe man trägt.
Ich mag viel an dem Buch, die sehr intensiven Szenen des Begehrens, Baldwins äußerst scharfes Beobachtungs- und Beschreibungstalent, die essenzielle Frage: Wer wollen wir sein.
Ich mag Baldwins Haltung zu Frauen nicht, Gleichbehandlung hin oder her, für mich ist er ein Chauvinist wie er im Buche steht. Doch ist er einer der Wegbereiter für heute etablierte Bewegungen, in der LGBTQ Szene, in der blacklivematters Bewegung.
Baldwin war ein Außenseiter - wie seine Protagonisten in diesem Buch – schwarz, Künstler, bisexuell. Er ließ sich nicht vereinnahmen, weder durch politische noch durch religiöse Gruppierungen. Er lebte wie seine Protagonisten in „einem anderen Land“.
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