Rezension (4/5*) zu Dreieinhalb Stunden: Wie entscheidest du dich? von Robert Krause

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Dreieinhalb Stunden: Wie entscheidest du dich? von Robert Krause
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Stunden der Entscheidung

Fährt der Interzonenzug von München nach Berlin am 13.August 1961 zum letzten Mal? Viele der Fahrgäste wollen in ihre ostdeutsche Heimat. Doch das Gerücht läuft durch den Zug wie ein Lauffeuer. „Sie bauen eine Mauer.“ Sollte dies der Wahrheit entsprechen, wäre es die vorerst letzte Chance im Westen zu bleiben. Wie wäre das für das Ehepaar mit zwei Kindern? Oder für die Mitglieder einer Band, die im Osten nichtmal ihren eigentlichen Namen führen dürfen? Wie würde die Ostdeutsche Lokführerin entscheiden, die den Zug hinter der Grenze im Westen übernimmt, um nach Berlin weiterzufahren?

Verschiedenste Charaktere treffen in diesem Zug aufeinander. Jung und alt, gesetzt oder im Aufbruch. Risse gehen teilweise durch die Familien und es ist fraglich, ob man trotz der Risse zusammenhalten wird. Und man kann sich auch fragen, ob in der DDR wirklich alles schlechter ist. Möglicherweise ist der Sozialismus in einigen Bereichen fortschrittlicher als der Westen, der an althergebrachte Werte anknüpfte. Kann man also die Augen verschließen und auf die Freiheit verzichten, die im Einzelnen vielleicht garnicht so groß ist? Die Reisenden stehen unerwartet vor diesem Dilemma und sie haben nur wenig Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. In etwas über drei Stunden werden sie die Grenze erreichen und im Zug bleiben oder aussteigen.

Am 13.August jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum sechzigsten Mal. Aus diesem Anlass wird es einen TV-Film geben, der sich mit dieser Zugfahrt beschäftigt. Der Autor dieses Romans hat gemeinsam mit Beate Fraunholz auch das Drehbuch zu dem Film verfasst. Das erklärt vermutlich die szenischen Beschreibungen in kurzen Kapiteln, die dem Roman ein schnelles Tempo verleihen. Man ist dadurch auch sehr nah an den handelnden Personen, was einem einen eindringlichen Eindruck verschafft, wie diese Zugfahrt wohl abgelaufen sein könnte. Vielleicht kann man sich nicht in jeden gleich gut hineinversetzen, doch insgesamt ist man gepackt und berührt von den Schicksalen der Reisenden. Ein mitreißendes Buch, das sich relativ schnell inhalieren lässt und neugierig auf den Film macht.

4,5 Sterne


 

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