Rezension Rezension (4/5*) zu Drei von Dror Mishani.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Illusionen und Lügen

Drei: ein Titel mit Programm. Drei Frauen in drei Abschnitten tragen diese Geschichte.
Orna, die alleinerziehende Mutter, die sich so verzweifelt bemüht nach der Scheidung Eltern- und Paarebene zu trennen. Über eine Partnervermittlungswebsite für Geschiedene sucht sie nach einem Weg aus ihrer Einsamkeit.
Auch Emilia ist einsam. Die lettische Pflegekraft spricht nur unzureichend hebräisch. Sie sucht nach einem göttlichen Zeichen, um ihrer prekären Situation Sinn zu geben.
Dagegen ist Ella eine toughe Frau, Mutter von drei Kindern und Studentin.
Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensmodelle begegnen alle drei Frauen demselben Mann. Schicksalshafte Begegnungen für die Beteiligten.
Der israelische Autor Dror Mishani hat ein sehr gutes Gespür für seine Figuren, für deren Gefühls- und Gedankenwelt. Für ein israelisches Buch ist es erstaunlich unpolitisch, dafür psychologisch ziemlich dicht. Mishanis Erzählweise erzeugt einen starken Sog.
Der Diogenes Verlag bat im Vorfeld des Erscheinens dieses Buches, bei der Rezension nicht allzu viel vom Inhalt zu verraten. So darf es Überraschungen geben, Wendepunkte und Aha-Erlebnisse.
Drei war für mich gelungene Unterhaltungslektüre, ein Genre Mix, ein Blendwerk voller Illusionen und Lügen. Das letzte bisschen „großartig“ fehlte mir zum Schluss.