Rezension Rezension (4/5*) zu Doppelte Spur: Roman von Ilija Trojanow.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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49
Biznes

Von zwei ihm unbekannten Quellen bekommt der Journalist Ilija Trojanow umfangreiches Material zugespielt. Das Material erscheint äußerst brisant, allerdings auch sehr umfangreich und unübersichtlich. Die Quellen stehen sich quasi diametral gegenüber, die eine scheint aus den USA zu kommen, die andere aus Russland. Ilija überlegt, ob er einem Schwindel aufgesessen sein kann. Trotz seiner Unsicherheit beginnt er weiter in dem Material zu graben und den Spuren zu folgen. Dabei bekommt er in Amerika Hilfe von Boris, der einen anderen Ansatz verfolgt und dessen Erkenntnisse sich mit den Ilijas zu einem wahren Politthriller vereinen.

Es handelt sich hier um eines der Bücher, die sich eher als Printausgabe empfehlen, denn mehr als einmal möchte man einen Stift zücken, um eine bestimmte besonders prägnante Stelle zu markieren oder um etwas anzustreichen, das man sich selbst noch einmal genauer anschauen möchte. Auch empfiehlt sich dieses Buch gewiss für eine zweite Lektüre, in der man mal vor und zurück blättern kann und sich den Stellen widmet, die beim ersten Durchlauf wegen der fortlaufenden Lektüre vielleicht zu kurz gekommen sind. Man muss in einigen Passagen schon genau hinschauen, damit man wenigstens das Meiste mitbekommt. Leider kann man sich nicht alles merken.

Was für ein Roman. Oder ist es überhaupt ein Roman? Beim Lesen etlicher Stellen drängt sich der Gedanke auf, man könne dies doch in der ein oder anderen Form so oder so ähnlich schon mal in anderen Publikationen gelesen haben. Wie eine Wühlmaus gräbt man durch das Buch nach Indizien und Hinweisen, um die eigene Auffassung zu bestätigen oder einen anderen Blickwinkel eröffnet zu bekommen. Allerdings muss man immer wieder mal absetzen, weil die Fülle der Information einfach zu viel wird. Auch wird der Lesefluss etwas gehemmt, wenn der fiktive Autor tief in seine Quellen einsteigt und man tatsächlich Wort für Wort aufnehmen muss, um nichts zu verpassen. Dennoch ist dieses Spiel zwischen Wahrheit und Fiktion sehr gelungen. Schon während der Lektüre beginnt man sich zu fragen, wo die Grenze zwischen diesen beiden Polen liegt. Und nach dem Umblättern der letzten Seite arbeitet der Inhalt noch in einem nach und man fragt sich, welchen Manipulationen man wohl selbst ausgesetzt ist und welche Informationen man nur gefiltert präsentiert bekommt.

Zitat: „Woran erkennt man einen Präsidenten auf Lebenszeit? Er fälscht Wahlergebnisse. Sollte er trotzdem verlieren, annulliert er die Wahlen wegen „schwerwiegender Unregelmäßigkeiten“.“

4,5 Sterne


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von: Alexander Osang