Rezension Rezension (4/5*) zu Dieses ganze Leben von Raffaella Romagnolo.

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Dieses ganze Leben von Romagnolo, Raffaella
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Nichts als die Wahrheit


Nichts als die Wahrheit

Dieses ganze Leben von Raffaella Romagnolo

Paoletta Di Giorgio, kurz Paola genannt, hadert gerade mit sich und der Welt. Ein Phänomen, das viele 16 jährige gemeinsam haben, aber dennoch ist Paola anders. Ihre Sicht auf die Dinge ist oft klar und erfrischend, wenn man ihr eigenes Selbstbild dabei außer acht lässt.
Sie wächst gut betucht in einer Villa auf. Ihr jüngerer Bruder Richi sitzt im Rollstuhl, scheint aber intellektuell gesehen voll da zu sein. Die beiden verbringen sehr viel Zeit miteinander, es wirkt oftmals fast wie eine Flucht aus dem Elternhaus, wenn sie gemeinsam auf Streifzug gehen. Häufig in die Margerithensiedlung, was die Mutter der beiden definitiv nicht erfahren soll. Paola sucht Antworten, auch warum sie dort nicht hin darf.
Paola mag die sozialen Medien nicht, klickt sich aber ab und an durch, da ihre Mutter dies fordert. Ansonsten ist sie genervt vom ewigen Kalorien zählen, was ihre Mutter ihr ebenfalls aufzwingt. Um so größer ist die Genugtung, wenn sie mit Richi das verbotene Essen kauft und heimlich mit ihm isst.
In der Schule wird sie gemobbt, fühlt sich als Außenseiterin, und zu allem Überfluss denkt sie, sie sei häßlich und dick.

Paolas Vater leitet die Costa Costruzioni, die Firma, die der Vater seiner Frau damals ins Leben gerufen hat. Ihr Großvater war auch für den Bau der Siedlung zuständig, eine Siedlung für die Arbeiterklasse. Genau deshalb kann Paola die Abneigung ihrer Mutter sie dorthin gehen zu lassen nicht verstehen. Doch Paola wird im weitern Verlauf erkennen, dass es Geheimnisse in der Familie gibt, die eigentlich nicht ans Licht kommen sollten.
In eben dieser Siedlung kommen sie und Antonio sich etwas näher. Auch Richi profitiert davon, denn Antonios Bruder ist in seinem Alter und die zwei können nun gemeinsam Schach spielen.

Dieser Roman bezauberte mich auf unterschiedliche Weise. Die Erzählerin mit ihren süßen 16 Jahren führt gekonnt durch die Geschichte. Sie erklärt dem Leser ihre Sicht auf sich, die Welt und über das, was in Ihrer Familie geschieht. Und das ist eine ganze Menge. Vieles deckt sich mit dem was ein normaler Teenager durchmacht, doch einiges ist spezieller und eher den familiären Umständen geschuldet. Doch es war spannend zu lesen wie dieses Mädchen die Dinge sieht und wie sie ihren Weg geht. Der Skandal am Ende wirkt da beinahe deplatziert, obwohl er die Geschichte entscheidend verändert. Klare Leseempfehlung!


von: Christine Westermann
von: Jacqueline Woodson
von: Pauline Delabroy-Allard
 
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