Rezension Rezension (4/5*) zu Dieses entsetzliche Glück: Roman von Annette Mingels.

KrimiElse

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26. Januar 2019
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buchmafia.blogspot.com
Glückssuchende

Eine literarische Anhäufung unglücklicher und versehrter Menschen findet sich im Episodenroman von Annette Mingels „Dieses entsetzliche Glück“. Figuren und ihre Schicksale sind kunstvoll miteinander verwoben und fügen sich dabei zu einem eher traurigem als glücklichem Roman.

Eine Amerikanische Kleinstadt ist der Drehpunkt des Romans, der von dort lebenden Menachen und ihren Geschichten handelt, es sind unaufgeregt erzählte Lebensepisoden vom Suchen und Finden, Fortgehen und Heimkehren, Familiengeschichten und Geschichten über Freundschaften. Anfangs nur ganz lose verknüpft fügen sich die einzelnen Schicksale auf wunderbare Weise wie die Teilchen eines Puzzles ineinander und erlauben dem Leser Einsichten aus verschiedenen Blickwinkeln. Es sind Geschichten aus der heutigen USA ohne Politisierung und Verwerfungen, modern und angenehm bodenständig zugleich.

Was die Figuren miteinander verbindet ist außer der Kleinstadt Hollyhock das Scheitern auf der Suche nach dem Glück. Oder das Übersehen der Tatsache, dass Glück bereits da war. Manche sind aus dem Ort weggezogen, um den Kleinstadtmief hinter sich lassen zu können. Andere haben genau davor Angst, in der Ferne unterzugehen und sind deshalb geblieben. Banalität bildet den Hintergrund für große Lebensfragen, und mit ihren treffsicheren Beschreibungen der Figuren ohne großen Schnickschnack , den tiefen kurzen Blicken in die Seelen und den offenen Enden liest sich das Buch trotz aller Traurigkeit durchaus vergnüglich, auch wenn es zunächst anders erscheint.

Voller Melancholie, mit genauem beobachtenden Blick und mit viel Liebe für ihre Figuren erzählt Annette Mingels die Geschichten, und am Ende ist man sich als Leser ziemlich sicher, dass die Suche nach dem Glück wohl überbewertet wird, dass man in vielen Situationen schon sehr genau hinsehen muss, um ein sicheres Urteil fällen zu können und dass man oft glücklich ist mit dem, was gerade passiert und es aber leider nicht bemerkt.

Das Buch ist ein schönes Stück Literatur, das ich gerne gelesen habe, auch wenn ich gar kein Fan von Kurzgeschichten und Episodenromanen bin.


 

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