Rezension Rezension (4/5*) zu Die Weihnachtsmaus von James Krüss.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Gedichte und Geschichten zur Weihnachtszeit...

Wer kennt das nicht? Plötzlich verschwinden Weihnachtsplätzchen aus gut gehüteten Verstecken, Marzipankugeln werden geklaut und Schokoweihnachtsmänner vom Tannenbaum stibitzt. Ein klarer Fall: Hier ist die hungrige Weihnachtsmaus am Werk. 'Die Weihnachtsmaus' ist nur eines von James Krüss’ zahlreichen Weihnachtsgedichten. Hier finden sich seine beliebtesten Verse und Geschichten zur schönsten Zeit des Jahres – stimmungsvoll gelesen von Friedhelm Ptok.

Was für ein netter Fund! Da kamen gleich Erinnerungen an meine Grundschulzeit hoch und an die meines Sohnes. Gab es doch immer wieder einmal das ein oder andere Gedicht von James Krüss (1926-1997), das da auswendig gelernt und vor der Klasse vorgetragen werden sollte. Darunter auch 'Die Weihnachtsmaus', die, obgleich unterhaltsam, seinerzeit doch auch ein wenig abschreckte durch die Vielzahl an Versen.


Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar,
sogar für die Gelehrten,
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten

Mit Fallen oder Rattengift
Kann man die Maus nicht fangen,
Sie ist , was diesen Punkt betrifft,
Noch nie ins Garn gegangen.

Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage,
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage

Zum Beispiel war vom Festgebäck,
Das Mutter gut verborgen,
Mit einem Mal das Beste weg
Am ersten Weihnachtsmorgen.

Da sagte jeder rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.

Ein andres Mal verschwand sogar
Das Marzipan vom Peter,
Was seltsam und erstaunlich war,
Denn niemand fand es später.

Der Christian rief rundheraus:
Ich hab es nicht genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.

Ein drittes Mal verschwand vom Baum
An dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum,
Nebst andren leckren Dingen.

Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.

Und Ernst und Hans und der Papa,
Die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
Und just am Feiertage!

Nur Mutter sprach kein Klagewort,
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
Ist auch die Maus verschwunden.

Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg
Sobald der Baum geleert war,
Sobald das letzte Festgebäck
Gegessen und verzehrt war.

Sagt jemand nun, bei Ihm zu Haus -
Bei Fränzchen oder Lieschen -
Da gäb’ es keine Weihnachtsmaus
Dann zweifle ich ein bisschen!

Doch sag’ ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte Euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
Bleibt jedem überlassen!

Diese CD von gerade einmal 59 Minuten präsentiert neben 'Die Weihnachtsmaus' noch 19 weitere Gedichte und Geschichten rund um die Weihnachtszeit und zeigt wieder einmal: auch Gereimtes kann durchaus unterhaltsam sein!

Mir jedenfalls hat der Vortrag gefallen. Nur eine kleine Frage ist zurückgeblieben: wie spricht man den Vornamen des Autors eigentlich aus? Ich hätte automatisch zur englischen Variante tendiert, doch der Vortragende, Friedhelm Ptok, sprach das 'J' sehr Deutsch aus, eben wie in 'Jahr' oder 'Jacke'. Das fand ich amüsant, und doch frage ich mich, ob ich da jahrzehntelang einem Irrtum aufgesessen bin?


© Parden

 

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