Rezension Rezension (4/5*) zu Die Verlobte des Briefträgers: Roman von Denis Thériault.

Tiram

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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Verlobte des Briefträgers: Roman von Denis Thériault
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Denis Thériault: Die Verlobte des Briefträgers

Die 23-jährige Tanja arbeitet neben dem Studium als Kellnerin im einfachen Restaurant „Madelinot“.
Tanja war verliebt in den Briefträger Bilodo, der Tag für Tag um die Mittagszeit auftauchte. Er interessiert sich für Kalligraphie. Und er war Junggeselle und sehr schüchtern. Das war alles, was Tanja über ihn wusste.
Durch die Machenschaften Roberts, angeblich Bilodos bestem Freund, kam es zwischen Tanja und Bilodo zu einem großen Missverständnis, das darin gipfelte, das Tanja im Restaurant kündigte und sich eine neue Arbeit und Wohnung suchte.
Als sie sich vornahm, sich richtig mit Bilodo zu unterhalten und ihm zu sagen, wie es in ihrem Herzen aussah, war es zu spät: Als sie vor seiner Haustür ankam, lag er bewusstlos auf der Straße.

Wer das Buch noch lesen möchte, sollte tunlichst vermeiden, den Klappentext zu lesen. Dessen Beschreibung reicht bis weit in den zweiten Teil des Buches hinein. Und mit seinen nur 203 Seiten ist es wahrlich nicht dick.
Zudem kommt die Beschreibung irgendwie banal daher. Und ich hielt das Ende für sehr vorausschaubar. Aber Littérature du Québec schreibt über diese Geschichte: „Dieser Roman ist ein ganz besonders raffiniert geschliffenes Juwel.“ Und das kommt irgendwie hin. Denn das Ende war für mich wirklich überraschend.

Ich würde ja gerne was zu den Protagonisten schreiben, welche Gedanken ich zum Beispiel anfangs über Tanja hatte, die mir beim näheren Kennenlernen immer unsympathischer wurde. Als ich dann Bilodo näher kennenlernte, dachte ich: Der ist ja nicht viel besser. In was für einer Welt leben die beiden nur?
Doch ich würde dann einfach zu viel von der Geschichte nehmen.

Anfangs waren für mich die Haikus (mit erotischen Haikus kann man die Welt zum Beben bringen) und die Kalligraphie das Schönste am Buch. Vor ein paar Jahren habe ich mich selbst mal an Haikus rangetraut, aber ich bin irgendwie kein Poet. Und Kalligraphie würde ich gerne mal ausprobieren. Ein Buch für Anfänger und das Material habe ich mir vor einiger Zeit gekauft. Nun muss nur mal der passende Moment kommen, um damit zu beginnen.

Doch so nach und nach konnte ich mich in die beiden reinfühlen. Aber das Ende verpasste mir dann doch einen Schock. Und da ist dann auch zum Schluss mein einziger Kritikpunkt: Dieses Ende kommt einfach zu abrupt und lässt mich als Leser zwiespältig zurück.

Fazit: Ein Buch, geschrieben in einer wundervollen Sprache, das zum Nachdenken anregt. Vielleicht über die Frage: Ist in der Liebe alles erlaubt? Darf man da gewisse Grenzen überschreiten? So hundertprozentig ausgesöhnt bin ich mit beiden nicht.

 

Tiram

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Beim Stöbern bin ich auf etwas Interessantes gestoßen: Diese Geschichte gibt es schon einmal unter dem Titel Siebzehn Silben Ewigkeit. Die beiden Bücher liegen ein paar Jahre auseinander - es handelt sich aber um dieselben Protagonisten und auch der Inhalt gleicht sich.
Ich habe gestern mal an den Verlag geschrieben, ob er das Geheimnis klären kann.

 

Literaturhexle

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Die ältere Auflage spricht mich vom Cover viel eher an. Die Neue sieht mir kommerzieller aus, da sollen die Bibliophilen zugreifen...
So richtig überzeugen tut mich deine Rezension aber nicht. Ich befürchte, ich würde ebenso ratlos zurückgelassen wie du....
 

Tiram

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Du hast recht, @Literaturhexle . Um ein Buch über Bücher, wie ich gehofft hatte, geht es hier wirklich nicht.
Wobei ich bei diesem meinem "Lieblingsgenre" ja derzeit eh den Verdacht habe, dass so einige Autoren auf einen Zug aufspringen. Selbst ich, die ja für diese Bücher schnell zu begeistern bin, mache mittlerweile Abstriche und finde auch nicht jedes Buch davon mehr so toll.
 
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Literaturhexle

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den Verdacht habe, dass so einige Autoren auf einen Zug aufspringen.
Den Eindruck muss man auch bekommen. Da gibt es viel Spreu und wenig Weizen. Aber das ist im Verlagswesen ja immer so: nach der "Biss-Reihe" Sprossen die Vampirromane aus dem Boden. Ebenso nach Harry Potter (viel Spaß beim Lesen!), Eragon und 50 Shades of Grey....
Bei diesem Hypes muss man aufpassen.
 
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