Rezension Rezension (4/5*) zu Die Saubermacherin von Sabine Kunz.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Millie macht sauber!

Millie ist Putzfrau. Tagein tagaus macht sie anderer Leute Haus, Wohnung oder Büro sauber. Doch was ihre Klienten nicht wissen: Millie gehört einem internationalen Spionagenetzwerk von Reinigungskräften an. Ihr derzeitiger Auftrag: eine globale Verschwörung, um manipulierte Lebensmittel aufzudecken.

Die österreichische Schriftstellerin und Kabarettistin Sabine Kunz hat mit ihrem Buch „Die Saubermacherin“ etwas zustande gebracht, was nicht viele können: mich schallend zum Lachen gebracht. Ihre Agenten Persiflage ist derart abgedreht skurril überzeichnet und lustig. Dabei spart die Autorin nicht mit bösen Seitenhieben in alle möglichen Richtungen.

Die Protagonistin Millie ist einfach Zucker. Als Kind von den Gräueln den Balkankrieges nicht verschont hat sie sich zur Topagentin in der Putzfrauen Spy Agency gemausert. Millie ist klug, mutig, und temperamentvoll. Sie macht sich hässlich, sie macht sich naiv, sie macht auf „nix verstehen“.

„Haben gerufen, Frau?« Mein Radebrech hat mir schon das ein oder andere komplizierte Gespräch mit Kunden erspart.“

Denn als Reinigungskraft, noch dazu mit Migrationshintergrund, gehört sie zu den Unsichtbaren, deren Anwesenheit nicht auffällt, vor denen ungeniert sprichwörtlich schmutzige Wäsche ausgebreitet wird und deren Abwesenheit nur dann auffällt, wenn der Bügelkorb voll ist. Millie ist gut in ihrem Job. Als sie bei dem aktuellen Fall von Lebensmittelmanipulation – eine Verschwörung globaler Konzerne und Lobbyisten - ihren heißgeliebten Gugelhupf in Gefahr sieht, kennt sie kein Halten. Doch dann wird verliebt sie sich, und alles wird noch komplizierter.

Millies traumatische Familiengeschichte erschreckt zunächst, fügt sich aber mit seinem ernsten Hintergrund gut in die Geschichte. Denn Sabine Kunz ist hier wirklich ein absurd komischer Plot gelungen, der neben der originellen Protagonistin mit durchaus ernsthafter, scharfer und pointierter Gesellschaftskritik punktet.


 

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