Rezension Rezension (4/5*) zu Die Rote Wand: Roman von David Pfeifer.

wal.li

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1. Mai 2014
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Im Krieg

Ihre Mutter ist schon lange tot, als ihr Vater aus dem Krieg zurückkam war er nicht mehr der Selbe. Trotzdem zog es ihn wieder zu den Soldaten als er sich gesund fühlte. Mit ihren fünfzehn Jahren bleibt sie allein zurück, zur Tante soll sie. Lieber aber will sie beim Vater sein, deshalb zieht sie Jungenkleider an und meldet sich zum Kriegsdienst. Den Vater will sie suchen, doch sie findet den Krieg. An der Front zwischen Italien und Österreich in den Dolomiten kämpft sie im ersten Weltkrieg.

Im Krieg wird überall gestorben, auch an den abgelegensten Fronten wird gekämpft, sind Verwundete zu beklagen und Tote. Fleischfetzen und abgerissene Glieder, man mag es sich kaum vorstellen. Man spricht noch mit dem Kameraden neben einem und plötzlich ist von diesem nicht mehr viel übrig. In tiefe Trauer mischt sich doch ein Hauch Erleichterung, dass es einen nicht selbst erwischt hat. In der harten Bergwelt der Dolomiten kommt noch die Unerfahrenheit vieler im Berg hinzu, da ist nicht unbedingt der Feind schuld an so manchem Todesfall. Und mittendrin das Mädchen auf der Suche nach dem Vater, der unauffindbar scheint. Unerkannt erlebt sie die Kameradschaft unter den Soldaten, aber auch Missgunst, Tod und Verlust. Tapfer übersteht sie viele Gefahren und vergisst fast, das sie ein Mädchen ist.

Auf einer wahren Geschichte beruhend wird hier ein Teil des ersten Weltkriegs beschrieben, der vielleicht eher unbekannt ist. Unabhängig von diesem Hintergrund, wird, wie schon gesagt, im Krieg überall gestorben. Als hart empfindet man es, vom Tode der jungen Menschen zu lesen, die auch hier als Kanonenfutter benutzt werden. Niemand sollte als Soldat kämpfen müssen, doch hier sind es gerade die jungen Unerfahrenen, die an die Front geschickt werden. Mit ihrem jugendlichen Enthusiasmus laufen sie in manche Fallen, einzig ihre Bergerfahrung kann ein Vorteil sein. Irritierend wie sich ein junges Mädchen da hineinfügt, doch die Sehnsucht nach dem Vater, der ihre einzige Familie ist, lässt sie alles ertragen. In welch glücklicher Zeit leben wir doch heute in Europa, wo schon lange kein großes Gefecht mehr mit Waffen auszufechten war. Möge es noch lange so bleiben, denn so ungewöhnlich und berührend die geschilderten Ereignisse sind, erleben möchte man sie nicht.

4,5 Sterne

von: Yrsa Sigurdardóttir
von: Mithu M. Sanyal
von: Christian Schünemann