Rezension Rezension (4/5*) zu Die rote Tapferkeitsmedaille: Roman von Stephen Crane.

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die rote Tapferkeitsmedaille: Roman von  Stephen Crane
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Ein einfacher Soldat sehnt sich nach Krieg und Heldentum

Ein einfacher Soldat sehnt sich nach Krieg und Heldentum

Im Pendragon Verlag erschien kürzlich die Neuübersetzung des Meisterwerkes von Stephen Crane " Die rote Taperkeitsmedaille ". Angehängt wurden außerdem die Kurzgeschichte " Der Veteran", sowie ein Nachwort von Thomas Schneider, als auch ein Porträt Cranes von Rüdiger Barth.
Stephen Crane zeichnete sich als Kriegsberichterstatter und Journalist aus. In diesem Roman beschreibt er die Gefühle und das Denken des Soldaten Henry Flemming im amerikanischen Bürgerkrieg.

Flemming ist ein Junge, der eher unsicher ist, und im Krieg seine Chance sieht zu Heldentum zu gelangen. Der Junge, wie er häufig einfach nur bezeichnet wird, muss erkennen, dass Krieg mehr als das bedeutet. Er findet sich in zermürbenden, langweiligen Situationen wieder. Situationen, in denen er sich ein Gefecht herbeisehnt, um der erdrückenden Szene zu entkommen.
Als es dann zu einer Schlacht kommt, muss er sich der Angst stellen, die in ihm wütet. Ebenso erkennt er, dass Heldentum eng verbunden ist mit dem Drang seine Haut zu retten. Er merkt wie leicht es ist, aufzuschneiden, von heroischen Taten zu berichten, selbst wenn diese so gar nicht stattgefunden haben, um in der Truppe akzeptiert zu werden. Anhand der anderen beschriebenen Soldaten merkt man schnell, dass es nicht nur einen Weg gibt mit den Schrecken einer Schlacht fertigzuwerden. Seine Kumpane Lulatsch und Schreihals beispielsweise zeigen ganz andere Verhaltensweisen, was wichtig ist um ein fundiertes Bild zu zeigen.
All diese Ängste verkörpert Henry Flemming, er lässt den Leser teilhaben am Kriegsgeschehen, ohne Fakten über eben diesen Krieg zu liefern. Eine Tatsache, die mich stellenweise verwundert hat, ist der Roman doch ein Buch über den amerikanischen Bürgerkrieg.Doch das Werk ist wahrhaftig nur auf die Emotionen und Eindrücke des Jungen ausgelegt. Damit hat Crane etwas geschaffen, was vorher noch nie da war. Sein Werk war daher seinerzeit in aller Munde und wühlte viele Menschen auf, denn kaum jemand konnte glauben, dass jemand, der den Krieg nur vom Hörensagen kannte, in der Lage sei, so einen Roman zu schreiben. Somit war Crane der Erste, der sich an dieser Sicht versuchte.

Ich selbst war vom Schreibstil und der Sprache sehr angetan. Die Beschreibungen der Natur und der Eindrücke sind sehr detailliert und sprachen mich an, obwohl ich dies vor diesem Hintergrund gar nicht erwartet habe.
Vom Inhalt her fiel es mir da schon schwerer, da vieles wirr auf mich wirkte.
Die angehängte Kurzgeschichte und das Nachwort brachten mir allerdings ein größeres Verständnis für dieses Buch ein.
Ich sehe Cranes Werk als Versuch den Krieg aus Sicht des einfachen Soldaten zu beschreiben. Das scheint ihm gelungen und ist es wert gelobt zu werden, da sonst immer nur die oberen Befehlshaber zu Wort kamen. Deren Sicht auf den Krieg ist folglich eine ganz andere, da sie nie das erleben mussten, was Männer wie Henry Flemming erlebt haben. Eine mutige Herangehensweise, die zur damaligen Zeit sicher enorm schockiert hat.