Rezension (4/5*) zu Die Rote Pille (Edition MundWerk / Lesebühnentexte, Kabarett, Poetry Slam) von.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
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Da hat einer etwas zu sagen...

Irgendwann hat das glückliche, behütete Leben ein Ende. Dann musst du Lichtschwertduelle ausfechten gegen jene, die sagen, du müsstest so sein wie alle anderen. Du müsstest das fühlen und denken und tun, was alle fühlen und denken und tun.

In seinen kurzen Texten kämpft Matti Seydel gegen Doktrin, die Tristesse der Welt und gegen mindestens sieben eigene Dämonen. Auf der Bühne wird er zum psychopathischen Phantasten, zum romantischen Nerd, zum zornigen Slam-Poeten. Ihm sind die Sympathien des Publikums egal und ohne Rücksicht auf Verluste performt er seine bissigen Texte ohne Wohlfühlwortwahl und ohne Happy End.


"Auf die Bühne geht er immer mit vollem Einsatz. Er macht Stagediving, egal, ob das Publikum ihn trägt oder nicht." (S. 5 f.)


Dieses Zitat aus dem Vorwort deutet schon an, dass der 1989 geborene Texter nicht bequem ist, an Grenzen und darüber hinaus geht, dabei aber einen ganz eigenen Ton hat. Auf den Slambühnen zu Hause, hält Matti Seydel seine Texte meist kurz - die haben es aber in sich. Verstörend, anrührend, ekelerregend, aufwühlend - hier findet sich alles. Das Quäntchen Selbstironie lässt manche Provokation verzeihen, die überraschenden Momente am Ende vieler Texte verblüffen.

Manche Anspielungen auf Musik, Persönlichkeiten oder PC-Spiele habe ich nicht verstanden, weil ich einfach einer anderen Generation angehöre - vieles andere sprach mich aber an. Die dem Büchlein beiliegende CD enthält einige der abgedruckten Geschichten und Verse in gesprochener Version von Matti Seydel selbst und verschafft den Texten noch einmal eine andere Dynamik.

Insgesamt ein gelungenes Paket, das neugierig macht auf weitere Texte des Autors - und bei Gelegenheit gerne auch auf einen Live-Auftritt.


© Parden