Rezension (4/5*) zu Die Nacht, als ich sie sah (Transfer Bibliothek) von Drago Jancar

Anjuta

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8. Januar 2016
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Eine Frau in Slowenien zwischen deutscher Besatzung und Partisan

In den Wirren des 2. Weltkrieges, in dem Slowenien zwischen deutscher Besetzung und Partisanenkämpfern, die für eine kommunistische Zukunft des Landes an der Seite der Sowjetunion kämpfen hin und her gerissen ist, verschwindet - so eine wahre Begebenheit – ein Gutbesitzerehepaar, verschleppt und gemordet wohl von Partisanen. Drago Jancar erzählt in seinem Roman „Die Nacht, als ich sie sah“ die Geschichte der Frau in diesem Paar auf ganz außergewöhnliche Art und Weise. In 5 Teilen erzählt er aus dem Blickwinkel von sehr unterschiedlichen und in unterschiedlichem Maße an dem Geschehen und dem Leben der Frau (im Roman heißt sie Veronika) beteiligten Personen und setzt so Stück für Stück durch verschiedene Einblicke und Einschätzungen das Bild dieser charismatischen Frau zusammen und liefert parallel dazu einen guten Einblick in diese wirre Zeit in einem Land, das von seiner Lage und (fehlenden) Bedeutung her immer Spielball unterschiedlichster Mächte war.
Wir tauchen ein in die Sichtweise des Geliebten, der Mutter, eines entfernten deutschen Bekannten, eines Angestellten und Partisanen und bekommen so ein buntes Bild von Zeit, Land und Leuten. Jancar erzählt die Geschichte in einem sehr ruhigen Tempo und schafft es dabei sehr gut, das Land und die Zeit vor dem Auge des Lesers erscheinen zu lassen.
Ein ruhiges empfehlenswertes Leseerlebnis über eine unruhige Zeit und ihre unrühmlichen Auswirkungen.