Rezension (4/5*) zu Die militante Madonna: Roman von Irene Dische

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.321
19.035
49
48
Zwischen den Welten

In bzw. zu der aktuellen Genderdebatte gibt es ja durchaus Kontroversen und wer glaubt, der „Streit“ um die Geschlechterrolle wäre eine neumodische Erfindung – nun, den muss Irene Dische mit ihrem Roman „Die militante Madonna“ (erschienen im Hoffmann und Campe Verlag; Übersetzung: Ulrich Blumenbach) enttäuschen.

Denn bereits Chevalier d´Éon (1728 – 1810) hat sich nicht eindeutig einer Rolle als Mann oder Frau zuordnen können bzw. wollen.

Als französischer Diplomat arbeitete er in London und hatte Zugang zur „Upperclass“. Da er sich gerne als Frau verkleidete, wurde von den Spiel- und Wettsüchtigen Engländern ein irres Wettgelage veranstaltet, welchem Geschlecht Chevalier denn nun angehört. Mit zynischer, spitzer Zunge lässt Irene Dische sich in Gestalt des Chevaliers darüber aus, was sie davon hält bzw. denkt – nämlich gar nichts *g*.

Generell ist der Roman aus der Sicht des Chevaliers geschrieben und ab und zu wendet sich der Gute auch direkt an das lesende Publikum; ein Kniff, der mir gut gefallen hat. Damit wird der geneigten Leserschaft ein ordentlicher Spiegel vorgehalten und darf sich bei den Passagen gleich die Frage stellen, wie er bzw. sie mit bestimmten Themen (der Zeit) „umgeht“. Mir hat die Autorin da öfter (nicht nur) ein Grinsen entlockt.

Wir folgen dem Chevalier munter durch die Zeit, erleben ihn als begnadeten Fechter, als Autor, als Mensch mit Herz und Gefühl. Garniert mit Klatsch und Tratsch der französischen und englischen adligen Gesellschaft.

Ein durchaus amüsantes Buch für alle, die mal ein bisschen „Yellow Press“-Literaturluft schnuppern wollen, ohne auch nur ansatzweise das niedere Niveau selbiger zu erreichen.

4* und eine Leseempfehlung.

©kingofmusic