Rezension (4/5*) zu Die letzte Schuld: Ein Fall für Emil Graf von Heidi Rehn

nicigirl85

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6. Februar 2018
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Kunst oder Krempel?

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band der Emil Graf Reihe. Man kann diesen auf jeden Fall auch ohne Vorkenntnis des ersten Teils lesen, würde aber definitiv etwas verpassen.

In der Geschichte wandeln wir wieder in München von 1946. Dieses Mal wird eine Frauenleiche gefunden, die Rätsel aufgibt. Während der Mann der Toten vor Schreck über die Nachricht zusammenzuckt, registrieren deren Kinder das Ableben der Mutter eher nüchtern. Emil kommt dies sehr komisch vor und beginnt zu ermitteln. Was steckt bloß dahinter?

Heidi Rehn gelingt es das zerstörte München sehr bildlich darzustellen. Man hat beim Lesen das Gefühl durch die zerstörten Häuserschluchten selbst zu gehen.

Wir treffen auf alte Bekannte, nämlich nicht nur auf Emil, sondern auch auf die liebenswerte Billa, ihre Kollegin Lydia und seinen großen Bruder Fritz. Das Wiedersehen hat mir gefallen, vor allem wie sich das zwischen Emil und Billa weiterentwickelt, ohne dabei irgendwie kitschig zu werden.

Fritz ist zudem auch mal ein Charakter, an dem man sich emotional reiben kann, da er mit seinem Auftreten und seiner Art alles andere als liebenswert ist und dennoch bewundert man ihn.

Ich mag den Mix aus Aufklärung des Falls und der Lebensgeschichten der Protagonisten sehr gern. Man spürt wie sich die Figuren entwickeln und der zu lösende Fall ist fesselnd.

Da ich keinerlei Kenntnis über München habe, tappte ich ungemein lange im Dunkeln, eh mir die Erleuchtung kam worum es im zu ermittelnden Fall eigentlich geht. Das fand ich etwas schade, da ich sonst eher zu der Kategorie Leser zähle, die gern mit grübeln und analysieren wollen. Das ist aber lediglich meinem fehlenden Allgemeinwissen zu der Stadt geschuldet und hat nichts mit der Qualität der Geschichte zu tun.

Die Autorin packt viele spannende Themen in den Roman, wie das Verhalten der Besatzer, Homosexualität und zeigt sehr deutlich wie enorm die Klassenunterschiede auch nach dem Krieg immer noch sind. Nur wer Beziehungen hat, der kommt weiter im Leben.

Der Kriminalroman hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir mehr über München vermittelt und mich in eine spannende Zeit entführt, die nun mal zu unserer Geschichte gehört.

Fazit: Gerade perfekt für die kalten Wintertage sich jetzt wegzuträumen und sich auch mal herrlich zu gruseln. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

 

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