Rezension Rezension (4/5*) zu Die Königin von Berlin: Sie war die Muse von Bertolt Brecht. Roman von Roth, C.

nicigirl85

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6. Februar 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Königin von Berlin von Roth, Charlotte
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Eine vergessene Persönlichkeit zu neuem Leben erweckt...

Als Fan von Charlotte Roth kam ich nicht umhin zu diesem Roman zu greifen, der irgendwie anders, aber dennoch gut ist.

In der Geschichte geht es um Carola Neher, die vor dem zweiten Weltkrieg eine bekannte Schauspielerin war und heute beinahe vergessen scheint. Ihrem Traum hinterher jagend, lässt sie nichts unversucht, um ihr Schicksal zu meistern. Wird die Femme fatale die Liebe und das Glück finden?

Da ich von Carola Neher zuvor noch nie etwas gehört hatte, war ich besonders neugierig auf den Roman.

Zunächst einmal muss ich loben, dass der Roman wie eine Art Theatervorstellung gestaltet ist, unterteilt in Akte und versehen mit Zitaten. Ein Abendspielleiter startet und beendet die Handlung. So etwas habe ich zuvor noch nie gesehen und ich mochte die Idee sehr, passt sie doch hervorragend zu Brecht und zur Theaterschauspielerin.

Die Handlung wird dem Leser über zwei Zeitebenen vermittelt. Wir begleiten Carola in den 20er Jahren und Ende der 70er Georg, der sich auf die Suche nach seiner Mutter begeben hat. Hier muss ich gestehen, dass die Geschehnisse rund um Carola deutlich fesselnder waren als Georgs Suche.

Carola als schillernde Frauenfigur mochte ich sehr. Sie weiß was sie will und lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Ich empfand sie im Roman als Vorreiterin ihrer Zeit, denn nicht viele Frauen haben sich getraut ihren Eltern zu widersprechen und ihren eigenen Willen durchzusetzen.

Georg hätte ich in der Geschichte ehrlich gesagt gar nicht gebraucht. Man empfindet wenig für ihn, so sehr steht er im Schatten seiner Mutter. Man spürt im gesamten Roman wie begeistert die Autorin von Frau Neher und dem Theater im Allgemeinen ist, dass Georg als Figur nur verlieren konnte. Ich bin ja sonst ein Fan von zwei Handlungssträngen, aber hier wäre dies nicht zwingend nötig gewesen.

Ansonsten möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es sich hier nicht um leichte Kost für Zwischendurch handelt, sondern durchaus anspruchsvoll ist. An die Sprachgewalt der Autorin muss man sich erst gewöhnen. Zu Beginn hatte ich ein paar Schwierigkeiten mich einzulesen, aber nach den ersten hundert Seiten kam ich dann in den richtigen Lesefluss. Dieses Buch ist eben doch anders als ihre historischen Romane, künstlerischer und nicht ganz so gefällig. Die vielen Namen zu Beginn haben mich auch einiges an Nerven gekostet, weil viele sehr ähnlich sind, aber letztlich habe ich mich rein gefunden.

Frau Roth ist es gelungen meine Bildungslücke bezüglich Frau Neher zu schließen, mich mehr mit Brecht und Co zu beschäftigen und mich zudem noch gut zu unterhalten. Was will man mehr?

Das Glossar am Ende sorgte für noch mehr Klarheit. So etwas finde ich immer hilfreich und hätte sein Fehlen vermisst.

Fazit: Ungewohnt anders und dennoch gut. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!

 
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