Rezension Rezension (4/5*) zu Die Geschichte eines schönen Mädchens: Roman von Rachel Simon.

wal.li

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1. Mai 2014
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Leuchtturm

Wie ein sicherer Hafen wirkt das Haus, vor dem der Briefkasten in Form eines Leuchtturms mit einem Gesicht steht. Das junge Mädchen und der Mann, der offensichtlich nicht hören kann klopfen verzweifelt an die Tür. Im Haus wohnt Martha, eine ehemalige Lehrerin, die nun mit 70 nicht auf die Ankunft von Fremden vorbereitet ist. Dennoch öffnet sie die Tür, diese jungen Menschen wirken so bemitleidenswert, sie können nichts Böses wollen. Martha, die doch sehr erschrickt als die merkt, dass das Paar ein Neugeborenes dabei hat, gibt ihnen zunächst frische Kleidung und sie will ihnen auch etwas zu essen bringen. Doch schon hämmern die Vertreter des Staates an die Tür. Das Mädchen wird abgeführt, der Gehörlose verschwindet. Mit flehendem Blick kann das Mädchen Martha gerade noch zu verstehen geben, sie möge das Kind verstecken.

Welch eine anrührende Geschichte. Wie in vielen Ländern gab es auch in den USA Häuser, die sich Schulen nannten, in welche Arme, Behinderte oder sonst irgendwie gestrandete Kinder und Jugendliche aufnahmen. Allerdings leider nicht, um sie zu fördern und ihnen eine Zukunft zu geben, sondern eher wie reine Verwahranstalten, in denen die Insassen fast wie in einem Gefängnis gehalten wurden. Hierhin wurde das Mädchen bereits als Kind gegeben, weil die Familie entschied, dass ein behindertes Kind mehr sei als man ertragen könne. Hier lernte sie den tauben schwarzen jungen Mann kennen, der auf der Straße aufgegriffen sich nicht verständlich machen konnte. Kinder, die in einem solchen Heim geboren wurden, war oftmals kein fröhliches Schicksal beschieden. Beim Lesen fühlt man die Kraft des Mädchens, dass zwar vielleicht nicht ganz so intelligent wie der Durchschnitt dennoch die Weisheit besitzt, für ihr kleines Mädchen etwas Besseres zu wollen und es dem Zugriff des Staates zu entziehen. Man könnte fast glauben, es sei ein von Gott gelenkter Zufall, der ihre Schritte zu Marthas Pforte führt.

Wunderbar ausgeführt sind die Lebenswege der handelnden Personen. Glück und Leid erfahren sie, doch nie geben sie auf. Sie kämpfen um ein Ziel, eine schönere Welt, sie erfahren, dass es nie zu spät ist für Veränderungen. Verschlungene Wege, die sich schließlich zu einem Hoffnung verheißenden Finale runden. In diesem Roman ist ein Kleinod zu finden, das Beachtung verdient.


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