Rezension Rezension (4/5*) zu Die Gästeliste von Sanne Averbeck.

DarkDiva

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3. Februar 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Gästeliste von Sanne Averbeck
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Du liebst soziale Netzwerke? Vielleicht bald nicht mehr!

Carola Martins ist Bloggerin und eine Meisterin des Netzwerkens – und das nicht nur online: Auch ihre Parties sind berühmt und bekannte Persönlichkeiten aus allen Branchen reißen sich darum, eingeladen zu werden. Einzig Bianca, ihre Freundin aus Kindertagen, scheint nicht ganz in das glamouröse Umfeld zu passen. Geschickt versteht es Carola, ihre Kontakte zu ihrem Vorteil zu nutzen. Doch gerade, als sie kurz vor dem Abschluss eines bedeutenden Deals steht, kommt es zu brutalen Morden in ihrem Umfeld – und alle Opfer standen auf ihrer Gästeliste …

In ihrem neuen Roman „Die Gästeliste“, erschienen im Lyx Verlag, nimmt uns Autorin Sanne Averbeck mit auf eine Reise durch die tiefen Abgründe von Facebook und setzt sich damit mit brandaktuellen Themen wie Cybermobbing und der (scheinbaren) Anonymität des Internets auseinander.

Passend zu diesem Inhalt finden sich im Text immer wieder Auszüge aus Facebook-Postings samt Kommentaren oder Online-Chats, die auf intelligente Weise den Plot vorantreiben und dem Leser wichtige Infos über die Handlung verraten. Außerdem ist jedem Kapitel ein sozialwissenschaftliches Zitat vorangestellt, die von der Autorin geschickt in die Handlung eingewoben werden, und in denen Sanne Averbeck ihr sprachliche Gewandtheit besonders zur Geltung bringen kann.

Im Laufe der Geschichte gelingt es der Autorin, einen guten Spannungsbogen aufzubauen: Nicht nur der erste Todesfall kommt unvermittelt. Auch die Wahl der Opfer ist für den Leser im voraus nicht immer abzusehen und sorgt mindestens in einem Fall für einen wohltuenden Schockmoment. Die Morde werden relativ distanziert beschrieben, so dass die Szenen trotz ihrer Brutalität nicht zu sehr abrutschen. Die knappe, fast emotionslose Schilderung der Delikte passt sehr gut zur Thematik einer verrohten Mediengesellschaft. Was den möglichen Täter angeht, lässt Sanne Averbeck den Leser lange im Dunkeln tappen, nahezu auf jeder Seite kommen neue Verdächtige hinzu, bis es am Ende zu einer interessanten Auflösung kommt.

Sanne Averbeck hat für ihren Roman Figuren gewählt, die durch die Bank unsympathisch sind. Man mag Carola aufgrund ihrer Raffinesse und Disziplin bewundern, man kann Bianca wegen ihres familiären Hintergrundes bedauern – identifizieren kann man sich mit keiner der beiden. Das verhindert zwar den Aufbau einer persönlichen Beziehung zwischen Leser und Protagonisten, regt aber gleichzeitig zum Nachdenken an: Gibt es wirklich Menschen, die sich so verhalten? Wenn ja, warum? Ähnliche Fragen stellen sich bei dem geschilderten Verhalten in den sozialen Medien: Gehört Cybermobbin g wirklich zum Alltag unserer Gesellschaft? Verhalten sich Menschen in der vermeintlichen Anonymität des Internets tatsächlich anders, als wenn sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberständen?

Intelligente Fragen, die Frau Averbeck da aufwirft – alles gut verpackt in einem sprachlich überzeugenden Thriller, der es wert ist, die Leselampe abends etwas später auszuschalten.

 

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