Rezension Rezension (4/5*) zu Die Farben des Feuers: Roman von Pierre Lemaitre.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Rache auf französisch

An dem Tag, an dem Madeleine Péricourt ihren Vater beerdigen muss, stürzt sich ihr achtjähriger Sohn Paul aus dem Fenster. Damit beginnt eine lange Reihe von fatalen Ereignissen, die die junge Erbin der Banque Péricourt im Paris der 1930er Jahre zu meistern hat. Von ihrem Geschäftsführer Joubert und ihrem windigen Onkel Charles um alles betrogen, ersinnt sie einen perfiden Rachefeldzug.
Pierre Lemaitre hat mit den Farben des Feuers einen opulenten Schicksalsroman vorgelegt, der alles bietet, was das Genre verlangt: Macht, Betrug, Intrigen, schöne Frauen. Und doch verfügt das Buch immer wieder über Längen, die mich querlesen ließen. Es erfordert immer wieder volle Konzentration, nicht den Punkt zu versäumen, wo sich die Geschichte dreht. Denn den Längen stehen wiederum spannende und aberwitzige Passagen gegenüber. Mir erschien die Geschichte Madeleines oft reichlich überzogen. Bankrott, während der Börsenkrise und am Vorabend des zweiten Weltkrieges schafft sie es, ihren Widersachern beizukommen. Jedem Komplott gegen sie kontert sie mit noch härteren Bandagen. Das Finale, auch wenn es nicht sehr realistisch erscheint, nimmt ordentlich an Fahrt auf.
Richtig gut gemacht fand ich die ungewöhnliche Erzählweise, wenn sich der Autor direkt an den Leser wendet. „ Dupré, Dupré…. Doch, doch, erinnern Sie sich…“ Wie in einem Reigen lässt Lemaitre seine Figuren sich immer wieder neu positionieren. Genau das macht den eigentlichen Charme dieses Buches aus.