Rezension Rezension (4/5*) zu Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Indisches Sozialdrama

Bei diesem Buch handelt es sich um eine interessante und lesenswerte Gesellschaftskritik aus der Sicht eines Kindes, eines betroffenen Kindes, weil es der ärmeren Gesellschaftsschicht angehört, ein indischer Junge, der neunjährige Jai. Dieses Buch ist spannend geschrieben und es hat mich wunderbar unterhalten. Es bringt dem Leser die indische Welt, das indische Denken, das indische Leben, die indische Mystik näher. Da die Geschichte durch das Auge eines indischen Kindes blickt, aus der Sicht eines Kindes erzählt wird, ist der Blick natürlich etwas eingeengt. Erwachsener hätte mir das Ganze natürlich noch viel besser gefallen. Aber dennoch ist das Buch informativ, spannend und auch interessant.
Es verschwinden Kinder aus einem Basti, einer Siedlung der indischen Armen innerhalb einer Großstadt. Der neunjährige Jai und seine Freunde, die kluge Pari und der muslimische Faiz werden kurzerhand zu den Detektiven und versuchen das Verschwinden der Kinder aufzuklären. Dafür, dass sie zur Zielgruppe gehören, gehen sie recht unbedarft mit der Gefahr um. Kindlich unbedarft eben. Aber was sollen sie auch machen? Eine Alternative gibt es für sie nicht.
In dem Buch werden dann die Reaktionen der Polizei und der Mächtigen des Landes geschildert, es wird geschildert, wie polemische Strömungen diese Geschehnisse ausnutzen, um an Einfluss zu gewinnen und religiöse Spannungen zu vertiefen und es werden auch die Spannungen und Benachteiligungen beschrieben, die zwischen den Geschlechtern bestehen. Und das aus der Sicht des Kindes. Trotzdem ein Kind aus seiner kindlichen Sicht heraus berichtet, entsteht ein anklagendes Bild der heutigen indischen Gesellschaft mit ihren Umweltproblemen und gerade dem westlichen Leser wird klarer wie ärmere Menschen in Indien leben müssen. Ich würde sagen, Deepa Anappara ist es wunderbar gelungen, ein lebensechtes Bild des heutigen Indien zu entwerfen und sie lässt in ihrem Buch gerade die Menschen zu Wort kommen, auf die in Indien keiner hört, Indiens Arme. Man kann nur hoffen, dass dieses Buch vielleicht hilft Bestehendes zu verändern. Auch wenn ich das nicht glaube.