Rezension Rezension (4/5*) zu Des Todes liebste Beute: Thriller (Die Chicago-Reihe, Band 3) von Karen Rose.

Sarah203

Mitglied
17. Februar 2021
36
1
8
Eine spannende Erfahrung,sich mit einem Mörder zu identifizieren

Kurzfassung

Kristen Mayhew, erfolgreiche Staatsanwältin in Chicago, ist jung, hübsch und einsam, denn durch einen Missbrauch in ihrer Vergangenheit lässt sie nur wenige Menschen an sich heran. Die "Eiskönigin", so ihr Spitzname, arbeitet unermüdlich und hartnäckig daran, vor allem Sexualstraftäter hinter Gitter zu bringen. Doch egal wie sehr sie kämpft, es gelingt ihr nicht immer, eine Verurteilung zu erwirken. Diese Ungerechtigkeit und eine persönliche Betroffenheit sind der Auslöser für einen Mann, zur Selbstjustiz zu schreiten. Niemand ist vor ihm sicher: ob nun zu Unrecht freigesprochene Vergewaltiger und Mörder oder gerissene Verteidiger und Richter, viele Namen stehen auf seiner Liste. Er nennt sich selbst, Kristens "ergebener Diener" und schickt ihr Briefe mit Fotos der Opfer und Hinweisen zu ihren Gräbern. Abe Reagan und Mia Mitchell von der Chicagoer Polizei werden mit diesem Fall betraut und machen sich gemeinsam mit Kristen Mayhew daran, den Rächer aufzuspüren. Dieser verfügt über sehr viel Insiderwissen, und bald wird klar, dass er Kristen nicht nur aus der Ferne bewundert, sondern zu ihrem Umfeld gehört. Doch wer ist es? Als die Presse die Story zunehmend ausschlachtet und eine Verbindung zwischen Kristen und dem Rächer andeutet, gerät Kristen selbst in Gefahr, denn ihr ergebener Diener hat neben zahlreichen weiteren Opfern auch den Sohn eines Mafiabosses getötet, und dieser schwört Rache.

Handlung

Selbstjustiz ist das zentrale Thema dieses Buches. Ein Mann tötet freigelassene Vergewaltiger und Mörder und lässt den ursprünglichen Opfern auf diese Weise etwas Gerechtigkeit zukommen. Er lässt die Täter so leiden, wie sie einst ihre Opfer leiden ließen, foltert sie und tötet sie zum Schluss. Keiner ist so Recht traurig über deren Tod, dennoch muss der "ergebene Diener" auf seinem Rachefeldzug aufgehalten werden. Es gibt Unmengen an Verdächtigen: ist er ein früheres Opfer? Oder ein Angehöriger? Ist er vielleicht sogar ein Cop oder Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft wie sein Insiderwissen vermuten lässt?

Charaktere

Karen Rose schafft es in meinen Augen sehr leicht, den Charakteren Leben einzuhauchen. Sie sind Menschen mit Ecken und Kanten, deren Eigenheiten einem als Leser manchmal den letzten Nerv rauben und deren Handlungen und Gedankengänge nicht immer vollkommen nachvollziehbar sind. Doch das macht sie für mich gerade um so menschlicher. Neu war für mich, dass ich mich mit dem Mörder, also dem Rächer, sehr gut identifizieren konnte. Er ist nicht böse, er ist getrieben durch Wut, Verzweiflung und dem Wunsch nach Gerechtigkeit, was wohl jeder von uns nachvollziehen kann. Je näher die Ermittler ihm kamen, um so mehr hoffte ich, dass er entkommen würde. Und somit war das Ende für mich geprägt von Tragik und grenzenlosem Mitgefühl.
Während ich in den beiden Vorgängerromanen der Chicago-Reihe von Karen Rose ("Eiskalt ist die Zärtlichkeit" und "Das Lächeln deines Mörders") mühelos eine Verbindung zu den jeweiligen Hauptfiguren aufbauen konnte, ist mir dies in "Des Todes liebste Beute" bei der Hauptprotagonistin Kristen leider nicht gelungen. Sie blieb für mich unnahbar und schwer greifbar, was dem Mitfiebern im Laufe des Lesens etwas im Weg stand.
Dennoch finde ich es besonders gelungen, dass einige der Nebenakteure dieses Buches in den Folgeromanen zu Hauptfiguren werden, so dass sie dem Leser immer mehr ans Herz wachsen können. Um die Entwicklung dieser Charaktere am besten nachzuvollziehen, empfiehlt es sich, die Bücher in der chronologischen Reihenfolge zu lesen, jedoch ist dies kein Muss.

Schreibstil

Der Schreibstil von Karen Rose ist leicht zu lesen und hat keinerlei literarischen Tiefgang, doch das erwarte ich von einem (Lady)Thriller auch gar nicht. Ich möchte unterhalten werden, möchte das Prickeln der Spannung erleben und dies gelingt der Autorin mühelos.

Fazit

Auch in ihrem dritten Roman aus der Chicago-Reihe, "Des Todes liebste Beute", bleibt Karen Rose ihrem gewohnten Schema treu: zwei attraktive, intelligente und liebenswerte Menschen, jeweils beeinträchtigt durch einen schweren Schicksalsschlag, treffen zufällig aufeinander und fühlen sich magisch voneinander angezogen, während eine Verbrechensserie ihren Lauf nimmt und auch vor mindestens einer der Hauptfiguren keinen Halt macht. Errettet aus größter Gefahr, bekennen sich die beiden Personen zu ihren Gefühlen und schwören, sich nie wieder loszulassen. Wer diese Vorhersehbarkeit und die stets zugrundeliegenden Liebesgeschichten innerhalb eines Thrillers mag, der ist mit einem Ladythriller von Karen Rose gut bedient. Mir hat das Buch "Des Todes liebste Beute" von daher sehr gefallen, weil das eigentliche Verbrechen und die Ermittlungen deutlich mehr im Fokus stehen als in den beiden Vorgängerromanen. Auch empfand ich das Thema Selbstjustiz und die Identifikation mit dem Täter als eine spannende Erfahrung.

Insgesamt gesehen, vergebe ich vier von fünf möglichen Sternen.

 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum