Rezension (4/5*) zu Der versperrte Weg: Roman des Bruders von Georges-Arthur Goldschmidt

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Versuch einer Erinnerung

Erich und Jürgen-Arthur Goldschmidt sind Brüder, geboren in Deutschland in den 1930er Jahren. Die ursprünglich jüdischen Eltern sind schon vor Jahren zum Protestantismus konvertiert. Aber und er nationalsozialistischen Gesetzen gelten die Goldschmidts immer noch als Juden. Um die Kinder zu retten, werden die Buben nach Italien verschickt. Die Wege der Brüder trennen sich während des Krieges. Jürgen-Arthur, nunmehr Georges-Arthur, überlebt in einem französischen Internat. Erich jedoch schließt sich der Resistance an. Erste viele Jahrzehnte später begegnen die Brüder einander wieder.

Der versperrte Weg stand 2021 auf der Longlist für den deutschen Buchpreis und fiel mir deswegen auf.
Georges-Arthur Goldschmidt, der heute über 90-jährige Schriftsteller versucht den Roman (s)eines Bruders zu schreiben. Der versperrte Weg ist eine Geschichte voller Lücken. Das Buch ist der Versuch einer Erinnerung. Über die ersten Lebensjahre erzählt Goldschmidt zügig, später merken wir, wie schwer es dem Autor fällt, die Lebenslücken des Bruders mit eigener Wahrnehmung zu füllen

"Warum bin ich gerade der, der ich bin?"

Der Krieg verstellt den eigentlichen Lebensweg. Was wäre gewesen, wären die Eltern nicht jüdisch gewesen, welchen Weg wäre Erich, aber auch Georges-Arthur Goldschmidt gegangen? Die äußeren Umstände zwingen das Schicksal auf.

Sprachlich beeindruckt mich das schmale Buch, die Suche nach Identität, der Versuch einer Annäherung nach einer Entfremdung berührt.



 
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