Rezension Rezension (4/5*) zu Der Verräter: Roman von Paul Beatty.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Eine Rückkehr zum Rassismus, von Afroamerikanern gewollt ?!?!

Ein eigenwilliges Buch! Absolut interessant und vollkommen außergewöhnlich! Wahrscheinlich ist dieses Buch, nachdem ich kurz vorher "Oreo" von Fran Ross gelesen hatte, genau zur richtigen Zeit gekommen. Denn die beiden Bücher sind sich ähnlich. Nicht umsonst werden im Verräter Bezüge zu Fran Ross hergestellt. Denn in ihrem verqueren Denken, in ihrem unbequem und sperrig sein, in ihrem unangenehme Gedanken äußern haben beide Bücher deutliche Berührungspunkte. Auch der Humor ist ähnlich gelagert. Und ebenso sind beide Bücher unterhaltend, wie auch nachdenklich machend, bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus. Ich hatte den Verräter schon einmal begonnen und wieder weggelegt, aber jetzt, nach "Oreo", war seine Zeit. Ich empfand es als ein interessantes und unangenehmes Buch, aber jemand, der unsere Moral hinterfragt, sollte meiner Meinung nach durchaus gehört werden. Denn über solche Fragen nachzudenken kann nicht schaden. Ein wirklich lesenswertes Buch!

Paul Beatty blickt in diesem Buch über/mit seinem afroamerikanischen Ich-Erzähler auf die USA, auf die Vergangenheit und auf das Jetzt, auf die Stellung der Afroamerikaner in diesem Land und ist dabei richtig bissig. Dabei unterlegt er seinen bissigen/boshaften/satirischen Blick mit vielen Fakten zum Thema Rassismus und der Stellung der Afroamerikaner in den USA. Der Autor betätigt sich auch als Poetry-Slammer, dies merkt man dem Text durchaus an und deshalb gebührt dem Übersetzer Henning Ahrens wirklich ein tosender Beifall, denn dieses Buch so zu übersetzen war mit Sicherheit nicht einfach. Der Autor blickt auf die Afroamerikaner und ihr Leben in den USA, blickt auf den weiter bestehenden Rassismus und lässt seinen afroamerikanischen Ich-Erzähler zu dem fulminanten und provokativen Schluss kommen, ein Zusammenleben der Rassen funktioniert nur mit dem Rassismus und Rassentrennung und führt diese kurzerhand in seiner fiktiven Heimatstadt Dickens, in SZ-Los Angeles, wieder ein. Hominy Jenkins, ein etwas verrückter ehemaliger Kinderstar der Kleinen Strolche bittet den Ich-Erzähler sogar, ihn wieder als Sklaven zu halten, damit er wieder weiß, wohin er gehört. Dem Wunsch kommt der Ich-Erzähler nach und landet dafür und für die Einführung der Rassentrennung vor einem marihuanageschwängerten Gerichtsverfahren. Und in dieser denkwürdigen Gerichtsverhandlung offenbaren sich die verschiedenen Geisteshaltungen in den USA, denn eigentlich sitzt auch die "political correctness" vor Gericht.

Außergewöhnlich, bissig, böse, sperrig, unbequem = Lesen!!!