Rezension (4/5*) zu Der Tod ist ein Tänzer von Veronika Rusch

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Berlin und die Tänzerin

Josephine Baker ist ein Star in Paris. Mit ihrer „Revue nègre“ und „La Danse Sauvage“ macht sie bei jedem ihrer Auftritte Furore. Sie begibt sich mit ihrer Truppe zu einem Gastspiel nach Berlin. Doch dort wird sie nicht so vorbehaltslos aufgenommen. Rechtsnationale Gruppen planen einen Anschlag auf die Künstlerin, um ihre politischen Ziele voranzubringen. Der junge Tristan Novak soll als Fahrer und Beschützer für Josephines Sicherheit sorgen. Mit ihm haben die rechten Schergen nicht gerechnet.

Der Tod ist ein Tänzer ist ein historischer Kriminalroman von Veronika Rusch und Auftakt einer Trilogie. Ort und Zeit der Handlung: Berlin 1926. Die Autorin mischt Fakten und Fiktion, fängt Flair und Zeitgeist – in guten wie in schlechten – gekonnt ein. Berlin in der Weimarer Republik ist eine Stadt mit vielen Gesichtern, mit vielen hellen und dunklen Flecken. Dekadenz und Sensationslust stehen Armut und Verfall gegenüber. Der Hass auf alles Fremde ist allgegenwärtig.

Tristan Nowak ist ein Mann mit Vergangenheit. Den großen Weltkrieg hat er überstanden, die Schrecken des Krieges lange Zeit mit Drogen betäubt. Sein Freund Freddy Schimek gibt ihm Halt. Gemeinsam machen sie Schwarzmarktgeschäfte und betreiben einen Boxclub. Seine Herkunft ist kompliziert. Nur widerwillig nimmt er den Auftrag seines Onkels, dem „roten Grafen“, an, die junge schwarze Tänzerin Josephine Baker zu beschützen.

Josephine Baker ist ein, wenn wir heute an sie denken, ein Weltstar. Ihre Darbietungen, nahezu nackt, wild, ekstatisch waren damals aufregend, neu und anstößig. In dieser Geschichte ist Josephine noch sehr jung, am Anfang ihrer Karriere, sie wirkt oft kindisch, naiv und arrogant. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Roman der Persönlichkeit Josephine Bakers nicht wirklich gerecht wurde. In den Südstaaten der USA geboren war sie der Rassendiskriminierung ihres Heimatlandes ausgeliefert. Als sehr junges Mädchen schließt sie sich einer Theatergruppe an, geht nach New York und letztlich nach Europa. Josephine Baker war nicht nur Showstar, sondern auch eine Kämpferin für Gleichberechtigung und Menschenrechte. Im zweiten Weltkrieg half sie der Resistance als Widerstandkämpferin. Gerade erst im November 2021 wurde sie in Frankreich posthum mit der höchsten Ehre betraut, erhielt sie doch einen Platz im Pariser Pantheon, als erste schwarze Frau überhaupt.

Mich hat das Buch animiert, mehr über das Leben dieser interessanten Frau zu erfahren.